Die Wohnungsgenossenschaft in der Bergbausiedlung Flöz Dickebank steht vor der Auflösung. Nach dem Verkauf der Häuser sehen die Bewohner keine Chance mehr für die Selbstverwaltung.
Die Idee der Genossenschaft in der Arbeitersiedlung Flöz Dickebank wurde mit dem Verkauf der Wohnungen an Häusser Bau wohl endgültig zu Grabe getragen. Etwa 250 Siedler in den 316 Wohneinheiten hatten vor sechs Jahren Anteile von jeweils 1000 Euro erworben. Langfristiges Ziel war die Übernahme der Siedlung durch ein Genossenschaftsmodell. Jetzt steht die Solidargemeinschaft vor der Auflösung.
Vorstandsmitglied Winfried Grupp lebt seit seiner Geburt in der Siedlung. Mit der möglichen Auflösung sieht der 60-Jährige das Solidaritätsprinzip gefährdet. Schließlich investierten alle Mitbewohner mit dem Ziel, langfristig in der Siedlung zu bleiben und ihre Wohnungen zu modernisieren. Auch ist eine Gemeinschaft, in der Bewohner ihr Eigentum selbst bewirtschaften, gegen Spekulation und Gewinnmaximierung geschützt.
Euphorisch und mit hohen Erwartungen hatten die Siedler vor sechs Jahren Anteile erworben. Die Voraussetzungen, auch politische Unterstützung zu finden, waren gut. Grupp: „Sowohl das Land als auch die Stadt standen hinter unserer Idee eines genossenschaftlichen Eigentümermodells.“ Zumal die Fördertöpfe in Düsseldorf noch gefüllt waren und die Stadt die Idee auch wohnungspolitisch unterstützte. Grupp ist überzeugt, dass auch Investoren eingestiegen wären, die dem beispielhaften Modell einen Schub verliehen hätten. Doch die Siedlung schien sich zu einem Spielball für Wohnungsgesellschaften zu entwickeln.
Vorsitzende schottete sich ab
Intern nahm in der Genossenschaft die Kritik gegen die Arbeit der Vorsitzenden Edeltraud Tomshöfer zu. Die 67-Jährige führte die Geschäfte in einem Teil ihrer Wohnung. Dafür rechnete sie einen monatlichen Mietzins mit der Genossenschaft ab. Empört reagierten Mitglieder, als Zahlen bekannt wurden. Bis heute sollen an Mietkosten, die die Genossenschaft zu tragen hat, etwa 27 000 Euro angefallen sein.
Der Vorwurf vieler Mitglieder: Die Vorsitzende, die einst zu den engagierten Gründern des Genossenschaftsmodells gehörte, habe sich immer mehr abgeschottet. Aufsichtsratsvorsitzender Udo Brückner bestätigt, dass es nicht möglich war, Unterlagen von Edeltraud Tomshöfer zu erhalten. Mitglieder verlangten Auskunft über den Kontostand und Einsicht in die Liste der Unterzeichner. Auch eine Einladung zur Mitgliederversammlung wie eine vorgeschriebene Kassenprüfung blieben aus.
In der Generalversammlung im April wurde Edeltraud Tomshöfer abgewählt. Zum 1. Vorsitzenden wählten die Genossen Karl-Heinz Göllner. Der Streit ging weiter. Per einstweiliger Verfügung verlangte der Vorstand die Herausgabe der Unterzeichner-Liste. Bis heute hat die ehemalige Vorsitzende die Originalliste nicht herausgerückt. Sie erkennt die Abwahl nicht an, sieht sich noch als Vorstandsmitglied und korrespondiert mit ihren Nachbarn nur noch über einen Anwalt. Der sieht keinen Handlungsbedarf, die Unterlagen herauszugeben. Es fehle das juristische Fundament, dies fordern zu können. Ein anderer Vorgang beschäftigt ebenfalls die Mitglieder. Ihr Vorwurf: Edeltraud Tomshöfer soll einen Brief geöffnet haben, der nicht unter ihrer Adresse an den neuen Vorstand geschickt worden ist.
Für den 29. August ist zur nächsten Generalversammlung eingeladen worden. Es könnte die letzte werden: Die Mitglieder sollen über die Auflösung der Genossenschaft abstimmen.