Gelsenkirchen. .

Für jeden Unfalltoten steht ein leerer Stuhl vor der Bühne. Nach und nach streifen die Akteure dann ihre Einsatzjacken über. Zuerst Jürgen Schlöhlein, der Polizist.

Der berichtet, wie er an einer Unfallstelle schwer verletzte, schlimmstenfalls tote Jugendliche vorfand. Dann sagt Notarzt Dr. Elmar Stein, wie er um das Leben der jungen Menschen kämpfte, der evangelische Notfallseelsorger Peter Rutz beschreibt die Reaktionen von Angehörigen der Unfallopfer ... Später wird ein Video gezeigt. Kein Schockvideo, wie Schlöhlein und Stein sagen. „Das ist eher ganz viel Kopfkino.“ Und vieles ist authentisch – wenn Unfallstellen in Gelsenkirchen auftauchen.

Rund 2500 Schüler der Jahrgangsstufe 10 – alle zwischen 15 und 17 Jahre alt und meist noch ohne Führerschein – erreicht dieser Crash Kurs, eine Präventionskampagne für mehr Verkehrssicherheit gerade für junge Leute im ungestümen Aufbruchsalter.

Das Polizeipräsidium in Gelsenkirchen war die erste von sechs Polizeibehörden in NRW, die vor drei Jahren ein Team zusammengestellt hat, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Die Feuerwehr kam ins Boot, Notärzte, Notfallseelsorger, Verkehrssicherheitsberater der Polizei. Der Grundstein für ein Erfolgsmodell war gelegt.

Heute, drei Jahre nachdem Jürgen Schlöhlein die Herausforderung angenommen hat, haben alle Polizeibehörden in NRW ein Crash-Kurs-Team – und die 13-köpfige Gelsenkirchener Gruppe die Auszeichnung „Roter Ritter 2012“, den Präventionspreis der Aktion Kinder-Unfallhilfe e.V., erhalten. Die „hoch emotionale und moderne Präventionskampagne erreicht Herz und Verstand der Jugendlichen“, urteilten die Stifter des Preises, den Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer in seiner Eigenschaft als Schirmherr und Vereins-Vorsitzender Adalbert Wandt im Juni in Hamburg an die Gelsenkirchener Gruppe und drei weitere Preisträger überreichten.

Preisgeld für Präventionsarbeit

4000 Euro sind für das Team vor Ort mit dem „Roten Ritter“ verbunden. Geld, das sinnvoll in die Präventionsarbeit einfließen soll, wie Schlöhlein und Stein berichten. „Wir möchten die schulische Nachbereitung verstärken“, sagt der Polizeibeamte. Denn eines sei gewiss: Die einmalige Veranstaltung, so eindrucksvoll sie auch für die Schülerinnen und Schüler sei, reiche nicht aus. Zwar sei eine Nachhaltigkeit über die Gelsenkirchener Unfallorte gegeben. Aber am Thema Verkehrssicherheit müsse weiter gearbeitet werden.

Wie bei vielen Projekten wurde auch der Crash-Kurs NRW von einer wissenschaftlichen Untersuchung flankiert, deren Ergebnis indes noch nicht veröffentlicht sind. Sicher sei, so Arzt und Polizist: „In der Akzeptanz steht der Crash-Kurs ganz weit oben.“