Gelsenkirchen. Der Besitzer des Bizim Corbaci ist, freundlich formuliert, nicht minder erbost als jene, die sich über seinen Betrieb beschweren
Grund ist der WAZ-Bericht über die Sitzung der Bezirksvertretung Mitte („Lokal im Fokus der Politik“), in der vor dem Hintergrund einer CDU-Anfrage über die Zustände rund um den 24 Stunden geöffneten Betrieb debattiert wurde. Er sagt, er kenne die Beschwerdeführer aus der Nachbarschaft, denen man Rederecht eingeräumt habe.
Ihn selbst aber habe niemand angesprochen, „und mich hat auch keiner eingeladen“. Ladenbesitzer Dogan fühlt sich ungerechtfertigt ausgegrenzt, sieht seinen Ruf geschädigt. „Ich versuche, als Türke in Deutschland zu leben, zu arbeiten und auch noch Arbeitsplätze zu schaffen.“
Nutzungsänderung beantragt
Was ihm wohl auch gelungen ist. Der gebürtige Gelsenkirchener beschäftigt im schmucken, denkmalgeschützten Eckhaus am „Stern“ eine Mannschaft, die die Arbeit in drei Schichten stemmt. Auch in Essen gibt es das Bizim Corbaci; weitere Filialen hat Dogan geplant.
Bevor der Geschäftsmann den Laden am „Stern“ übernommen hat, war hier eine Videothek untergebracht. Heute sagt er: „Ich habe den Wert des Hauses gesteigert.“ Damals seien die Fenster verklebt gewesen. Kein schöner Anblick für ein Baudenkmal. Die Gaststätte – in der es keinen Alkoholausschank gibt, was den 24-Stunden-Betrieb erklärt – hat er selbst ausgebaut und eingerichtet. Zuvor habe er eine Nutzungsänderung beantragt. Dogan: „Wir haben versucht, alles korrekt abzuwickeln. Die Stadt hat das Restaurant genehmigt.“ Vielleicht, so Dogan, habe die Stadt seinerzeit die Müllfrage verschlafen?
Denn der zwangsläufig in großen Mengen anfallende Müll ist einer der Gründe, warum es in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden gab. Dogan kontert: „Ich habe der Stadt vorgeschlagen, einen Parkplatz zu mieten und dort einen Kühl-Container für Lebensmittelreste hinzustellen.“ Das sei abgelehnt worden. Auch zum Thema Ratten hat er etwas zu sagen. Anfang 2011 hätten hier Kanalarbeiten begonnen, die sich ungefähr neun Monate hingezogen hätten.
Keine Gespräche
Da seien jede Menge Ratten ans Tageslicht gekommen. Er habe selbst immer wieder welche gesehen und sich bei der Stadt darüber beschwert. Was Dogan ferner von sich weist sind Behauptungen über die Art des Lebensmitteltransports, insbesondere des Fleischs. Das werde in einem Kühlwagen transportiert und auf direktem Weg ins Kühlhaus des Betriebs gebracht. Was Dogan, dessen Bruder seit Februar 2012 Pächter des Bizim Corbaci ist, sich jetzt vorbehält, ist unter anderem ein Parteiaustritt. Weil „seine“ CDU durch die Anfrage von Fraktionschef Werner Wöll die öffentliche Diskussion über sein Lokal in Gang gebracht hätte.
Der CDU-Politiker bestätigte gestern auf Nachfrage, dass er nicht mit Dogan gesprochen habe. „Ich bin da keiner Einzelbeschwerde aufgesessen“, betont er. Und habe keinerlei Zweifel an den beklagenswerten Zuständen, die ja seit langem bekannt seien. Bevor er seine Anfrage für den Hauptausschuss (der die Angelegenheit in seiner Sitzung im Mai bekanntlich an die Bezirksvertretung Mitte verwies) formuliert hat – „damit die ganze Angelegenheit mal vernünftig gebündelt behandelt wird“ – habe er mit den zuständigen Verwaltungsstellen Kontakt aufgenommen. Ergebnis: „Die Sache ist verwaltungsseitig unstreitig.“ Das sagt im übrigen auch Bezirksbürgermeister Detlef Preuß (SPD): „Wir gehen davon aus, dass die Verwaltung uns das Richtige sagt.“