Gelsenkirchen. Klaus Brandt hat beantragt, die Grünfläche an der Steeler Straße „Ernst-Käsemann-Park“ zu nennen. Erst empfahl die Verwaltung der Bezirksvertretung, dem Vorschlag zu folgen – dann zog sie zurück. Weil der Park schon einen Namen hat ...

Eine Wiese mitten in Rotthausen, gekrönt von stattlichen Eichen, Kastanien, Ahornen, gleich nebenan ein Spielplatz mit sattem Grüngürtel.

Ein idyllischer Ort, geeignet, an einen großen Mann zu erinnern, der gleich gegenüber in der Rotthauser Kirche von 1933 bis ‘46 wirkte: Pfarrer Ernst Käsemann. So dachte sich Klaus Brandt, der das grüne Kleinod an der Steeler Straße nur unter dem nirgendwo verbrieften Namen „Invalidenpark“ kennt. Also stellte Brandt den Antrag auf die Namensgebung Ernst-Käsemann-Park, der Zustimmung auf allen Ebenen fand. Fast zu schön, um wahr zu sein. . .

Opfer allgemeiner Vergesslichkeit

Sozusagen auf der Zielgeraden fiel es dann auf: Ups, der Park hat ja schon einen Namen. Dahlbuschpark heißt er seit 2005. Die Bezirksvertretung Süd hatte seinerzeit einen entsprechenden CDU-Vorschlag ohne schriftliche Vorlage einstimmig abgesegnet. Schnell wurde indes der Name Dahlbuschpark Opfer allgemeiner Vergesslichkeit. Weil weder ein Straßenschild noch ein Eintrag im Stadtplan daran erinnert.

Quasi um kurz vor Zwölf erfuhr ein Zeitzeuge des 2005-er Beschlusses von der Vorlage für die Sitzung der Bezirksvertretung Süd am kommenden Dienstag, in der die Verwaltung empfohlen hatte, dem Antrag zur Umbenennung der „im Volksmund auch Invalidenpark genannten“ Grünfläche in Ernst-Käsemann-Park zu folgen.

Rolle rückwärts in der Verwaltung

Die Verwaltung machte wacker eine Rolle rückwärts: Der Antrag bleibt zwar auf der Tagesordnung der Sitzung am Dienstag (16 Uhr bei Gelsendienste, Wickingstraße), allerdings wird jetzt die Ablehnung von Brandts Begehr und stattdessen die Suche nach einem alternativen Ort für den berühmten Rotthauser Namen empfohlen.

Antragsteller Klaus Brandt fühlt sich vor den Kopf geschlagen. „Ich glaube das alles nicht. Ich will den Beschluss sehen.“ Mit sarkastischem Unterton kündigte er Freitag an: „Wenn das stimmt, ziehe ich vermutlich meinen Antrag zurück und komme als Bürgerinitiative wieder.“ Für ihn kommt nur dieser Raum für Ernst Käsemann in Frage. Für den Namen des Mannes, der den Nazis die Stirn geboten hat, für den unbeugsamen Kritiker, Mahner und Theologen und, nicht zu vergessen, Vater von Elisabeth Käsemann.

Versäumnis sei geheilt worden

Jörg Kemper, Referatsleiter für Rat und Bezirksvertretungen, erklärte gegenüber der WAZ, der Beschluss von 2005 sei in der „Lebenswirklichkeit offensichtlich nicht angekommen“. Wohl auch in der der Verwaltung nicht. Bei der Vorbereitung der Vorlage sei versäumt worden, nach alten Beschlüssen zu suchen. „Bei keinem der Beteiligten ist ein Reflex angesprungen.“ Das Versäumnis sei aber geheilt worden.

Der Würde des Namens Ernst Käsemann könne aus seiner Sicht auch an anderer Stelle Rechnung getragen werden.