Rock Hard Festival - Metal-Familienfest im Amphitheater
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Gelsenkirchen. . Beim Rock Hard Festival in Gelsenkirchen feiern 7000 Metal-Fans zu alten und alt hergebrachten Klängen von Magnum oder Girlschool bis hin zu derbem Geprügel aus den Verstärkern von Krisiun - und allen voran den mächtigen Bolt Thrower. Aber auch kleinere Bands bekommen eine Chance.
Die Matten flogen wieder: Am Pfingstwochenende trafen sich rund 7000 Mitglieder der IG Metal wieder zum dreitägigen Familienfest im Amphitheater, um beim Rock Hard Festival ordentlich einen drauf zu machen. Obwohl ursprünglich als einmalige Sause zum 20-jährigen Bestehen der namensgebenden Musikgazette geplant, hat das Festival mittlerweile auch schon ein ganzes Jahrzehnt auf dem Buckel und ist im Kanon metallischer Konzertmarathons mehr als etabliert.
"Das hätten wir beim ersten Mal auch nicht unbedingt gedacht", blickt Veranstalter Holger Stratmann auf die Anfänge zurück. "Aber wir haben immer versucht, uns zu verbessern, und den Leuten scheint es zu gefallen."
"Die Party ist immer geil"
Obwohl die ganz großen Namen aus Kosten- und Termingründen oft auf dem Billing fehlen, strömen jedes Jahr zahlreiche Fans an den Rhein-Herne-Kanal. "Wer spielt, ist mir fast egal", gibt ein Kuttenträger zu Protokoll. "Die Party ist immer geil."
Und das ist auch irgendwie das Konzept der Veranstalter: "Ich muss wirklich nicht den Großteil des Budgets für einen riesen Headliner ausgeben", findet Stratmann. "Dafür versuchen wir immer etwas besonderes zu bieten und auch kleineren Bands, die wir gut finden, eine Chance zu bieten, und für möglichst viel Abwechslung zu sorgen."
Der Versuch kann auch in diesem Jahr als erfolgreich abgeschlossen angesehen werden. Die Produktpalette reichte von alten und alt hergebrachten Klängen etwa von Magnum oder Girlschool (die zockten ihr Hitalbum "Hit and run" mal eben komplett herunter) bis hin zu derbem Geprügel aus den Verstärkern von Krisiun und allen voran den mächtigen Bolt Thrower. Das britische Panzerbattallion walzte zum krönenden Abschluss des Samstags alles nieder, was nicht bei drei auf dem Baum war. Kein Wunder, hat man sich in über 30 Jahren Bandgeschichte nicht nur den Ruf einer erstklassigen Live-Kapelle erarbeitet, sondern auch noch unzählige Szenehits angesammelt, so dass man sich es auch problemlos leisten kann, Übernummern wie "The fourth crusade" direkt am Anfang zu verballern.
Kvelertak sorgten für reichlich Alarm vor der Bühne
Auch kleinere Combos kamen an. So schien es im Vorfeld durchaus ein Wagnis zu sein, eine Band wie Kvelertak am Freitag als vorletztes spielen zu lassen. Doch mit ihrer mitreißenden Mischung aus Punk und Black Metal sorgten die Norweger für reichlich Alarm vor der Bühne und auf den Rängen und hatten am Ende einige neue Fans gewonnen. "Ich habe keine Ahnung, was die gesungen haben oder wie die heißen", gibt ein Zuschauer zu. "Aber morgen kaufe ich mir alle Platten von denen.“
Nicht ganz so erfolgreich verlief dagegen der Auftritt der Prog-Urgesteine Psychotic Waltz. Ihre sperrigen Kompositionen passten obgleich technisch in absoluter Perfektion dargeboten passte einfach nicht so recht zu Partystimmung am Samstagabend. "Das hätte man wissen können", findet ein Langhaariger beim Gang zum Bierstand. "Die waren schon mal hier und haben auch damals den Putz von den Wänden gelangweilt." Sei es drum, man muss ja zwischendurch auch mal verschnaufen.
Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen alter Haudegen. Nach den bereits angesprochenen Girlschool und Magnum präsentierten die ehemaligen Helloween-Recken Kai Hansen und Michael Kiske ihr neues Projekt Unisonic vor. „Ganz ehrlich: Die beiden zusammen sind für mich Helloween“, findet ein Fan und lässt kräftig die Matte schwingen, als zum Schluss der Klassiker „I want out“ aus den Boxen dröhnt.
Nach einigen Geburtstagsüberraschungen (Bobby und Gerre sangen „Wir zwei von der Tankstelle“, Bullet stürmten überraschend die Bühne und intonierten „Balls to the Wall“ und „You shook me all Night long“) stand zum krönenden Abschluss der mit Spannung erwartete Auftritt von W.A.S.P. Auf dem Programm. Nicht wenige fragten sich vorab, ob die sonst für ihre knapp bemessenen Auftritte bekannten Kalifornier tatsächlich über die volle 90-Minuten-Distanz gehen würden.
Gingen sie und fackelten ein wahres Hit-Feuerwerk ab. „Wild Child“, „I wanna be somebody“ - alles da, was die Arena braucht. „So gehört sich das“, schwelgt ein Fan auf dem Heimweg. „Die letzte Band reißt die Bude ab.“ Jetzt ist glücklicherweise ein Jahr Zeit für den Wiederaufbau.
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