Gelsenkirchen. Das war ein Wahlkampfendspurt, wie ihn sich die Gelsenkirchener Christdemokraten wünschten: Über 2000 Menschen auf der Domplatte in Buer, die trotz zum Teil heftiger Regenschauer bis zum Ende ausharrten.

Auf der Bühne ein formstarker Oliver Wittke, der mit seiner Begrüßung den Auftritten von Norbert Röttgen und Bundeskanzlerin Angela Merkel den Weg ebnete. Zwar gab es im Wahlkampf-Finale keine grundsätzlich neuen Inhalte zu hören, doch zumindest Wittkes Einstieg war überraschend gewählt. Der Generalsekretär der CDU in NRW, der im Stadtnorden am Sonntag als Kandidat den Einzug in den Landtag schaffen möchte, erklärte, „dass das der wohl größte Politiker-Auftritt seit dem Besuch von Franz-Josef Strauß“ sei. An den dürften sich ohnehin nur die Älteren erinnern, weil er 32 Jahre zurückliegt. Im Jahr 1980 sprach Strauß auf der Löchterheide – dort schwebte die Kanzlerin am Mittwoch per Hubschrauber ein.

Wittke warb lokal mit Leistungen der schwarz-gelben Landesregierung unter Rüttgers, in der er als Minister für Bauen und Verkehr aktiv war. Er nannte die Fördermittel für den Umbau der Domplatte in Buer, die aus dieser Zeit stammten. Die Gelder für die Neugestaltung der Horster Straße – und erst als er das Hans-Sachs-Haus in seiner Auflistung erwähnte, kamen gellende Pfiffe und Buh-Rufe aus dem Publikum. Vertreter der Linken waren da, die Jusos machten sich bemerkbar und wollten diese Aussage unkommentiert nicht stehenlassen. Hauptredner auf der Domplatte war Norbert Röttgen, zweifelsfrei auch mit Blick auf die Uhr. Weil der Bundesumweltminister am Sonntag Ministerpräsident des Landes werden will, warb der Christdemokrat intensiv um Stimmen.

 „Mit noch mehr Schulden kommt man aus Schulden nicht heraus"

Inhaltlich arbeitete Röttgen sich an altbekannten Themen ab. „Mit noch mehr Schulden kommt man aus Schulden nicht heraus“, spielte er auf die seiner Meinung nach falsche Finanzpolitik der rot-grünen Landesregierung an. Das sei ein Grundsatz, der für NRW, für Deutschland und für Europa gelte. Solidität sei gefragt im Land, auch mit Blick auf die Politik im Bund. Dem Wählerwillen in Frankreich und Griechenland erteilte er eine Abfuhr. „Es wird keine deutsche Haftung für sozialistische Versprechen geben“, sagte Röttgen.

Mit Blick auf Rot-Grün meinte er, dass diese Regierung ihre Chance gehabt und nach zwei Jahren eine Nullbilanz erreichte habe. Auch weil der Schulfrieden in NRW eine CDU-Initiative gewesen sei. Die Staatsverschuldung bezeichnete Röttgen als unsozial. Die Schulpolitik solle das Herzstück seiner Landespolitik sein, die Familienpolitik sowie eine aktive Energie- und Industriepolitik zählte er dazu.

Die Kanzlerin verhielt sich professionell. Sie ließ die sinkenden Arbeitslosenzahlen während ihrer Amtszeit nicht unerwähnt, auch nicht die aus CDU-Sicht falsche Politik von Rot-Grün in NRW. „Röttgen hat einen klaren Plan, Kraft hat Schulden“, sagte Merkel. Man dürfe nicht mehr ausgeben als man einnehmen würde, so wie die Menschen es zu Hause machten, so die Kanzlerin und verteidigte die Schuldenbremse. Dass Kindern eine Zukunft geboten werden müsse, sei wichtig. Dass Arbeit vorhanden sei ebenso. Dafür stünde auch eine gute Schulausbildung. Der Bogen zu Röttgen war geschlagen und – es ist Wahlkampf – der Aufruf an die Menschen folgte: „NRW – Norbert Röttgen wählen.“