Gelsenkirchen.

Gleichmäßig zieht die junge Kanufahrerin das Paddel durchs Wasser, gleitet gemütlich über den Rhein-Herne-Kanal. Plötzlich rast ein Motorboot mit hoher Geschwindigkeit vorbei, bringt sie durch den Wellengang zum Kentern. Panisch klammert sich sie sich ans Kanu, ruft um Hilfe. Doch Rettung naht schon: Nach wenigen Minuten sind ehrenamtliche Helfer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Gelsenkirchen am Unglücksort und retten die verzweifelte Person aus knapp zwölf Grad kaltem Wasser.

Was sich dort abspielte, war zum Glück nur inszeniert – könnte aber jederzeit genau so passieren. Bei sommerlichen Temperaturen startete die DLRG am Sonntag in die Wachsaison und zeigte auf ihrem Gelände am Stadthafen mit zwei Vorführungen, wie der Ernstfall aussehen könnte.

„Es freut mich, dass auch in diesem Jahr wieder so viele Besucher gekommen sind“, sagte Boris Spernol, Bezirksleiter der Gelsenkirchener Lebensretter, zur Begrüßung. Auch Frank Baranowski gehörte zu den Gästen und richtete ein paar Worte an die Anwesenden. „Ich freue mich über die kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der DLRG, die dazu noch professionell ist“, sagte der Oberbürgermeister und lobte das ehrenamtliche Engagement der Helfer: „Herzlichen Dank, dass Sie das tun. Ohne Sie würde vieles zusammenbrechen, was jetzt gut funktioniert.“

Auch Anne Feldmann, Präsidentin des DLRG-Landesverbandes Westfalen, ermunterte die Ehrenamtlichen, am Ball zu bleiben. „Steht weiter zu uns. Wir brauchen euch.“

Schließlich übergab der stellvertretende Bezirksleiter Klaus-Dieter Grevel Zertifikate an einige erfolgreiche Absolventen von Fortbildungskursen. Und dann war es endlich soweit: Die Flagge der DLRG am Vereinsheim wurde gehisst. Somit sind die Retter ab sofort wieder im Einsatz. Dann demonstrierten sie, wie der Ernstfall aussehen kann. Neben der Kanufahrerin geriet auch ein betrunkener Jugendlicher „in Gefahr“, der den Halt verloren hatte und ins Wasser gefallen war. Selbstverständlich befand sich in der Bierflasche des DLRG-Angehörigen nur Apfelsaft. Schließlich sind die Mitglieder jetzt wieder im Dienst.

Anschließend feierten die Besucher den Beginn der Wachsaison. Dabei gab es nicht nur Musik, eine Hüpfburg und Fahrten mit dem Motorboot. Eine Ausstellung zeigte historisches Rettungsgerät und Fotos. Zudem konnten sich die Gäste das Rettungsboot „Tausendfeuer“ ansehen, das vor 50 Jahren in Dienst gestellt wurde. Selbstverständlich wird es heute nicht mehr genutzt. Bis Mitte September werden die ehrenamtlichen Helfer jetzt übrigens an den Wochenenden ihre Wache antreten und zwischen den Stadtgrenzen für Sicherheit auf dem Wasser sorgen.

„Um Mitglied zu werden, muss man keine besonderen Voraussetzungen erfüllen“, erklärt Boris Spernol. „Wir haben für jeden Interessierten eine Aufgabe. Und schwimmen kann man auch bei uns lernen.“ Zu Unfällen könne es am und im Wasser aus verschiedenen Gründen kommen. „Niemals sollte man von Brücken springen. Man kann nie wissen, ob man auf einem Schiff landet. Außerdem kann man sich beim Aufprall schwer verletzen“, so Spernol, „bei Einsätzen sind wir immer froh, wenn alles gut geht und wir vielleicht nur mit einem Pflaster aushelfen müssen.“