Gelsenkirchen. . Der österreichische Autor Vladimir Vertlib hat einen Roman über seine Reise nach Israel geschrieben. Jetzt stellt er das Werk auch in Gelsenkirchen vor.

Das umstrittene Gedicht von Günter Grass hat das Land Israel in den vergangenen Wochen verstärkt in die Schlagzeilen gerückt. Und in diesem Artikel soll es auch um Israel gehen und um Literatur. Allerdings mit Ansätzen, die sich vom Grass´schen Tenor deutlich unterscheiden.

Der österreichische Autor Vladimir Vertlib hat sich in seinem gerade erschienenen Roman „Schimons Schweigen“ auf die Spuren seiner Kindheit begeben – und ist nach 30 Jahren nach Beer Yaakov zurückgekehrt, in das Dorf nach Israel, in dem seine Eltern, russischstämmige Juden, einst Fuß fassen wollten. „Ich bin dort aufgewachsen, bevor meine Eltern dann mit mir weitergezogen sind nach Österreich, weil sie mit dem Leben in Israel nicht so warm wurden, wie sie es sich vorher vorgestellt hatten. Ich selbst hatte keine guten Erinnerungen an das Leben dort. Und trotzdem hat Israel etwas Faszinierendes, Packendes, was einen nie mehr loslässt“, sagt Vertlib, der die Reise kunstvoll in Prosa verpackt hat.

Vladimir Vertlib ist verliebt ins Ruhrgebiet

Am kommenden Montag, 23. April, wird er ab 19 Uhr markante Passagen seines Buches in der Reihe „Melange“ im Café Meißner an der Ahstraße vorlesen (der Eintritt kostet 10 Euro). Die Auslandsgesellschaft NRW, die Literarische Gesellschaft Bochum und der Verein Melange haben diese Lesereise ermöglicht.

Vladimir Vertlib schwärmt derweil vom Ruhrgebiet, insbesondere von Gelsenkirchen, das der Wahl-Salzburger schon mehrfach besucht hat: „Hier ist das Publikum einfach sehr aufgeschlossen. Und ich habe hier in Gelsenkirchen bei meinen Lesungen immer außergewöhnlich viel Feedback bekommen“, erzählt er.

Kritik an Israels Reaktion auf Grass

„Mein neues Buch ist quasi ein Roman im Roman“, verrät der Autor dann vorab: „Es geht darin um einen Autor, der sich mit einem Manuskript in Israel auf Lesereise begibt. Welche tragikomische Situationen er dort erlebt, erzählt eine andere Ebene des Buches. Die Haupterzählung handelt jedoch davon, dass sich ein Mittvierziger auf nach Israel macht, um den ehemals besten Freund seines verstorbenen Vaters zu besuchen. Von diesem will er erfahren, warum die beiden Männer sich so schrecklich zerstritten haben. Doch es ist gar nicht so leicht, Schimons Schweigen zu lösen. . .“ Natürlich trage der Roman biografische Züge. „Aber ich habe nicht alles Eins zu Eins nacherzählt“, so Vertlib.

Es geht um Migration, um die Suche nach der eigenen Identität – und um die Begegnung mit einem Land, das so viele Facetten hat. Das Gedicht von Günter Grass mag Vladimir Vertlib übrigens nicht. „Aber ich finde, die israelische Regierung hätte ihn lieber auf Lesereise einladen sollen, anstatt ihm ein Einreiseverbot zu erteilen. Dann hätte sich Grass vor Ort der Kritik stellen müssen. Das wäre doch sehr viel effektiver gewesen.“

Mehr Info zum Autor auf www.vladimirvertlib.wordpress.com.