Gelsenkirchen.
In der Kunstszene ist dieses Paar eine echte Hausnummer: Felix Droese, documenta-Teilnehmer, Biennale-Akteur, vertreten auf den großen internationalen Ausstellungen, und Künstlerin Irmel Droese, beide Meisterschüler von Joseph Beuys, kommen nach Gelsenkirchen. Beide geben ab Freitag, 20. April, um 19 Uhr einen beredten Einblick in ihr umfassendes Oeuvre, und zwar in den Räumen der „werkstatt“ an der Hagenstraße.
Dass es dem Verein überhaupt gelungen ist, die beiden Hochkaräter zu präsentieren, das hat vor allem mit dem im letzten Jahr verstorbenen Gelsenkirchener Künstler Jürgen Kramer zu tun. Der nämlich war wie Droeses in den 60-er und 70-er Jahren Beuysschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie und vermittelte den Kontakt zur Hagenstraße.
Hinschauen, einschätzen, umsetzen
Als Hommage an den verstorbenen Freund zeigt Felix Droese in der „werkstatt“ nun auch eine Objektarbeit von Kramer. Auf weißer Fläche hatte der einst mit rotem Filzstift das Wort „Seele“ festgehalten. Inzwischen ist dieser Schriftzug komplett und symbolträchtig verblasst.
Nicht aber der Titel der Droese-Schau. „Nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet“, heißt das Zitat aus dem Buch Kohelet 1,8 aus dem Alten Testament und drückt all das aus, was dieses Künstlerdasein ausmacht. Genau hinschauen, einschätzen, umsetzen. Der Titel gilt aber auch als Aufforderung für den Besucher der Ausstellung. Zu sehen gibt es hier satt.
Felix Droese, 1950 als Sohn eines altkatholischen Pfarrers in Norddeutschland aufgewachsen, studierte von 1970 bis 1976 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Droese gilt bis heute als politischer Künstler, der polarisiert, als unbequemer Querdenker. Er thematisiert in seinen Arbeiten, die nun in Buer zu sehen sind, den Umgang mit dem Islam, den Krieg am Hindukusch, das Gebaren der Finanzwelt.
„Mahomed am Niederrhein“
Dem Zusammenbruch der NRW-Regierung ist es zu verdanken, dass die großformatige Arbeit „Haushaltsloch“ in der „werkstatt“ zu sehen ist. Zuletzt hing sie in der in der NRW-Kunstausstellung in Düsseldorf und sollte angekauft werden: „Das ist nun geplatzt, weil der Etat eingefroren wurde.“ Ein ganzer Werkblock thematisiert den Umgang mit dem Geld.
Die Werkmappe „Mahomed am Niederrhein“, basierend auf einem Goethe-Text, kritisiert den Umgang der Gesellschaft mit dem Islam. Ein Offsetdruck zeigt eine Landkarte mit einem aufgemalten Eisernen Kreuz in Höhe des Hindukuschs.
Irmel Droese, eine Meisterin der Stimmimprovisation, des Bewegungstheaters und Figurenbaus, zeigt Zeichnungen, Malerei, Fotografie, Werke mit Wasserfarben. Mit zarten Strichen seziert sie in ihren Porträts das Menschenbild, spürt existenziellen Fragen nach wie „Wer bin ich, woher komme ich, wo gehe ich hin?“ Grenzen verwischen, das Auge blickt auf unterschiedliche Ebenen. Die Künstlerin spürt auch dem Tod in seinen unterschiedlichen Facetten nach.
Zur Eröffnung wird sie eine Kostprobe geben als Stimmimprovisatorin.