Gelsenkirchen. Die SPD feierte den Auftakt ihres Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen auf dem Neumarkt mit Hannelore Kraft „zum Anfassen“. Flankiert wurde sie von Generalsekretärin Andrea Nahles – und beobachtet von zig Journalisten und Kamerateams.

Mit dem ganz großen Besteck hat die SPD am Samstag den Auftakt ihres NRW-Wahlkampfes auf dem Neumarkt gefeiert. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles waren mit einem ganzen Bus von Journalisten angereist. Entsprechend groß war die Neugier bei den Besuchern. Seit gefühlten 30 Jahren hat erstmals wieder eine Volkspartei ihren offiziellen Wahlkampf in Gelsenkirchen gestartet.

Dass Hannelore Kraft beim symbolträchtigen Schuss auf die Torwand nicht den Hauch einer Chance zum Treffen hatte, lag nicht etwa an mangelnder fußballerischer Klasse. Nein, ein Pulk von Fotografen und Kamerateams buhlte um das beste Bild und verbarrikadierte damit den Weg zum Ziel. Bei der Landtagswahl am 13. Mai soll der aber frei sein. „Mit Kraft in die Verlängerung“ warb die SPD Gelsenkirchen wortwitzig auf kleinen Kärtchen. Obwohl Kraft selbst von einem „Wahlkampf ohne viel Brimborium“ sprach, setzte die SPD voll auf die Macht der Bilder und Emotionen: Gelsenkirchens Landtagskandidatin Heike Gebhard, die das Spitzen-Duo Nahles/Kraft gemeinsam mit Mitstreiter Markus Töns begrüßte, überreichte Kraft eine von den Jusos gestaltete Rückfahrtkarte nach Berlin. Ausgestellt auf, na klar, CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen.

Und die Ministerpräsidentin zeigte der mitgereisten Medienschar, warum sie bei vielen Bürgern so hohe Sympathiewerte erreicht: Nach ihrer Rede sucht sie das Gespräch mit einem Wahlkampfhelfer, der am Grill des Ortsvereins Hüllen die Würstchen dreht, streichelt im Vorrübergehen den Hund einer Passantin und mischt sich unter die Menschen auf dem Neumarkt. Die haben es angesichts der Journalisten-Traube, die Kraft beim Bad in der Menge auf Schritt und Tritt verfolgt, aber schwer, an die Politikerin heranzukommen. Wolfgang Kitscha schafft es, und bemängelt, „dass im Osten mittlerweile die Fahrradwege mit Granit verziert werden“. Die Mülheimerin macht prompt deutlich, dass sie die Urheberin des viel zitierten Slogans „Fördermittel sollen nicht nach Himmelsrichtung, sondern nach Bedürftigkeit verteilt werden“ ist. Auch Vertreter der Initiative „Neue Wege für Flöz Dickebank“ schafften es, bis zur Ministerpräsidentin vorzustoßen. Sie überreichten Kraft einen offenen Brief, in dem sie um Unterstützung zum Erhalt ihrer Siedlung werben.

Autogramme, Händeschütteln, Erinnerungsfotos

Am Ende bleibt es meist bei Autogrammen, Händeschütteln und Erinnerungsfotos. Kritischen Fragen, wie zur jüngst verabschiedeten und umstrittenen Anhebung der Diäten für die Abgeordneten in Nordrhein-Westfalen um 500 Euro pro Monat, musste Kraft nicht beantworten.

In ihrer Wahlkampfrede rückte Kraft die rot-grünen Erfolge wie die Abschaffung der Studiengebühren, die Einrichtung kostenloser Kita-Plätze und die Senkung der Pro-Kopf-Verschuldung („Ich bin nicht die Schuldenkönigin“), in den Fokus. Applaus erntet sie für die Forderung, mehr in die Kommunen zu investieren und den Spitzensteuersatz anzuheben. „Wir haben immer das gehalten, was wir vorher versprochen haben und das werden wir beibehalten.“ Kraft warb für dafür, klare Verhältnisse im Landtag zu schaffen. „Wir nehmen die Herausforderung Neuwahlen an.“