Gelsenkirchen. .

„Fritz Rau ist der Pate von uns allen. Rock ’n’ Rau forever.“ So brachte es einst Mick Jagger auf den Punkt. Der „alte Fritz“ ist eben eine lebende Legende und auf Du und Du mit den ganz großen Stars. Über 50 Jahre lang organisierte der Konzertveranstalter Musikereignisse mit internationalen Künstlern in Deutschland und Europa. Am Freitag präsentierte die Westfälische Hochschule in Kooperation mit Emschertainment die Gastvorlesung „Begegnungen“, in der Fritz Rau spannende und amüsante Anekdoten aus seinem Leben servierte. Jürgen Schwab ergänzte die Erzählungen mit Songs auf der Gitarre.

Während der mittlerweile 82-Jährige Rau im Rollstuhl auf die Bühne geschoben wird, formt er die Hand zum Victory-Zeichen. Seine Stimme klingt ein wenig heiser, doch geistig ist er noch immer hellwach. So berichtet er zunächst von seiner ersten Begegnung mit Ella Fitzgerald. „1960 vergaß sie bei einem Konzert in Berlin den Text von ‘Mack the Knife’. Hinter der Bühne blieb mir fast das Herz stehen.“ Die Jazz-Ikone improvisierte einfach und kreierte kurzerhand einen neuen Text. „Es ist ein gutes Beispiel für das, was Jazz bedeuten kann. Jazz ist ein Stück Freiheit.“

Als kurze Zeit später Raus Tochter geboren wurde, bestand Ella darauf, eine Wiege zu kaufen und suchte diese höchstpersönlich in einem Frankfurter Geschäft aus. Eine enge Freundschaft verband ihn auch mit dem Pianisten Oscar Peterson, der sogar Taufpate seines Sohnes wurde. Amüsiert lauschen die Zuhörer, wie Rau von seinen Begegnungen mit dem „keineswegs anspruchslosen“ Elton John erzählt. Der hätte fast einmal ein Konzert abgesagt, weil Fritz Rau den Teppich der Garderobe hat reinigen lassen, der leider noch pitschnass war, als der Superstar eintrat. „Too much is too much“, fauchte er. „You have no show tonight.“ Gerade als der Konzertveranstalter den Besuchern das Geld zurückgeben wollte, erschien Elton doch und spielte eines der besten Konzerte seiner Karriere.

Später berichtet Rau von Bob Dylan, mit dem er große Open-Air-Konzerte veranstaltete, von den Streitereien zwischen Keith Richards und Mick Jagger bei Konzerten der Rolling Stones und wie er mit Jimi Hendrix Linsen essen wollte. Die Zuhörer erfahren zudem, dass die Veranstalter beim ersten Queen-Konzert in Deutschland ein Vermögen verloren haben, weil nur 500 Leute kamen. Elf Jahre später spielte die Band um Freddie Mercury dann vor 68 000 Menschen. Für Erheiterung sorgt die Episode über Marlene Dietrich, die er versehentlich in das falsche Taxi setzte. Obwohl sie zunächst sehr wütend gewesen sei, kam sie nachts in sein Hotelzimmer, um dem erkälteten Rau die Brust mit Wick Vaporub einzureiben.

„Es fällt schwer zu sagen, welches Konzertereignis das wichtigste gewesen ist“, sagt er am Ende. Eine herausragende Produktion sei aber Peter Maffays Musical „Tabaluga und Lilli“ gewesen. „Das war unser Ding – made in Germany.“