Gelsenkirchen.
Eingebettet von Grabeland zur Rechten und von just aufblühenden, gepflegten Gärten der Wohnhäuser zur Linken: die ehemalige Bergbau-Berufsschule an der Erdbrüggenstraße in Bismarck – eine herunter gekommene Ruine umgeben von einem vor sich hin rostenden Zaun, hinter dem Gestrüpp, Unkraut und wilder Müll vor sich hin gammeln.
Annette Hoppenrath ist Bismarcker Mädel, hier aufgewachsen und auch nach ihrer Hochzeit vor 30 Jahren dem Stadtteil treu geblieben. Die 54-Jährige weiß also, wovon sie spricht. „Die Schule ist seit etwa 35 Jahren geschlossen.“ Seither sei hier nichts passiert. Sie weiß wohl, dass die Stadt einen Grüngürtel geplant habe. Und dass Haus und Grundstück Erdbrüggenstraße 24-28 in Privatbesitz sind.
Ein Besitz, der längst Nährboden für Ratten ist. In Gärten und auf der Straße hat die Bismarckerin die unsymphatischen Nager schon gesichtet. Ihre Sorge gilt besonders den Kindern, die hier wohnen und draußen spielen. Und die in der Turnhalle der ehemaligen Grundschule Erdbrüggenstraße immer noch Sportunterricht hätten. Außerdem berichtet Annette Hoppenrath von nächtlichen Schüssen auf dem Ruinengelände. „Das waren ganz sicher keine Jäger“, sagt sie. Auf dem Gebiet kennt sie sich nämlich gut aus.
Nach Recherchen der WAZ ist Besitzer Mehmet Ö., der die Immobilie 1998 von der Montan-Grundstücksgesellschaft (MGG) erworben hat, mit seinen Plänen für das Haus gescheitert. Auch mit der „SSN Sport-, Schulungs- und Nachhilfeunterrichtsgesellschaft mbH“, die im Internet quasi als Geisterfirma unter der Adresse der ehemaligen Bergbau-Berufsschule zu finden ist. Es kursieren einige Geschichten über den Ideenreichtum des Mannes, der telefonisch nicht zu erreichen war. Lebensmittelgeschäft, Hochzeitshaus, Basar, türkisches Café. Auch von einer Moschee war die Rede. Allerdings: Es gibt für das Bismarcker Areal den gültigen Bebauungsplan Nr. 313.1, der solche Pläne verhindert. Was auch schon in der Aufstellungsbegründung nachzulesen ist: „Anlass der Planung ist die Verhinderung einer städtebaulichen Fehlentwicklung bei gleichzeitiger Sicherung des langfristigen planerischen Ziels, einen innerstädtischen Grünzug im Ortsteil Bismarck weiter zu entwickeln.“ Was dem Wohngebiet im Schatten der ehemaligen Zeche Consolidation, heute Kulturstätte, auch sicher gut zu Gesicht stehen würde.
Wie lange das Thema Erdbrüggenstraße schon gärt, dafür mag auch die Anfrage des Bezirksverordneten Ferdinand Peine (CDU) anno November 2000 in der Bezirksvertretung Mitte stehen. Er hatte bemängelt, die einstige Bergbau-Berufsschule sei „mittlerweile dem Verfall ausgesetzt“. Peine wollte wissen, was die Verwaltung tun könne, diesem Schandfleck des Ortsteils entgegenzuwirken.
„Der Mann wollte da eine Art Basar, Markt oder Versammlungsstätte errichten“, erinnert sich Bürgermeisterin Gabriele Preuß (SPD). Dagegen sei aber eine Veränderungssperre erlassen worden.
Nun, Besitzer und Stadtpläne bremsen sich, wie es scheint, gegenseitig aus. Was bleibt sind Beschwerden wie die von Annette Hoppenrath. Der Kommunale Ordnungsdienst, der schon 2009 entsprechenden Hinweisen nachging, prüft zurzeit wieder. Sollte er Ratten sichten, bekommt Mehmet Ö. Post ...