Gelsenkirchen.

Wenn Eltern und Geschwistern von Menschen mit geistiger Behinderung der Alltag einfach über den Kopf wächst, sie einfach mal ein oder zwei Stunden Zeit für sich brauchen, oder auch ein Arztbesuch ansteht, dann ist der Familienunterstützende Dienst (FUD) zur Stelle. Das Sozialwerk St. Georg hat den Service ins Leben gerufen und damit einen großen Schritt in Richtung gesellschaftlicher Teilhabe geschafft.

„Es geht um ganz normale Alltagsbegleitung“, erklärt Angela Wirt-Kopietzki. Die diplomierte Sozialpädagogin ist beim FUD als pädagogische Fachkraft angestellt und koordiniert das Angebot. Leiterin des FUD ist Silke Weiss, Fachleiterin der komplementären Dienste beim Sozialwerk St. Georg und seit 16 Jahren an verschiedenen Stellen in der Behindertenhilfe aktiv.

Seit Oktober 2010 ist das Angebot verfügbar und bislang freuen sich zwölf Kunden auf Begleitung und Entlastung im Alltag. Die Gestaltung der gemeinsamen Zeit des Menschen mit Behinderung und seiner Einsatzkraft liegt dabei voll in der Hand der Kunden. „Wir haben einen jungen Mann, der großer Schalke-Fan ist und jemanden braucht, der mit ihm zusammen ins Stadion geht. Bei anderen geht es vielleicht darum, gemeinsam für ein oder zwei Stunden in die Stadt zum Shoppen zu gehen. Andere wollen auch nur Zuhause jemanden haben, um nicht allein zu sein“, erklärt Angela Wirt-Kopietzki, die schon seit 20 Jahren mit behinderten Menschen arbeitet.

Was sie und Silke Weiss antreibt, ist die Herzlichkeit und Freude, die sie bei der Arbeit erfahren. „Wenn wir hier in unseren Räumen ein Kicker-Turnier organisieren und die Kinder und Jugendlichen mit leuchtenden Augen umherlaufen und einem riesige Freude entgegenschlägt, dann ist das eine wundervolle Bestätigung“, sagt Silke Weiss, deren Team von Einsatzkräften derzeit 14 Personen umfasst. „Wir wollen das Angebot stetig vergrößern und sind daher für neue Kunden ebenso offen, wie für neue Einsatzkräfte“, so Weiss.

Was viele Betroffene nicht wissen: In den allermeisten Fällen wird die Betreuung finanziert. „Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten über die Pflegekasse und auch das Sozialamt. Auch Menschen, die keine Pflegestufe haben, können eine Finanzierung erreichen. Wir stehen da beratend sehr gern zur Seite“, sagt Angela Wirt-Kopietzki, die mit den Angehörigen auch die Vorgespräche führt, wie die Betreuung ausgestaltet werden soll.

Zwei Mal im Monat gibt es zudem ein Gruppenangebot. Eines an einem Freitag, eines an einem Samstag. Dann geht es auch schon mal zum Tanzen nach Mülheim in eine Disco. „Das machen die Kunden lieber mit jemanden in ihrem Alter als mit ihren Eltern“, sagt Silke Weiss und lacht.