Gelsenkirchen. Mit Musik, Kabarett und Reden wurde Sonntag das Programm zum Frauenempfang in der Flora gestaltet. Der Oberbürgermeister begrüßte die Teilnehmerinnen, die – zumindest im komischen Part – arg mit Klischees konfrontiert wurden.
„Ich genieße einmal im Jahr das Privileg, unter so vielen Frauen fast der einzige Mann zu sein“, sagte Frank Baranowski mit einem Lächeln. Schließlich gehörte der Sonntagvormittag den Damen: Zum alljährlichen Frauenempfang durch den Oberbürgermeister anlässlich des Internationalen Weltfrauentages füllte wieder eine geballte Ladung Frauenpower den Kulturraum der Flora. Zahlreiche engagierte Gelsenkirchenerinnen aus allen Teilen der Bevölkerung kamen zusammen, um sich über aktuelle frauenpolitische Entwicklungen auszutauschen oder einfach nur ins Gespräch zu kommen. Das Saxophonquartett Blasfemin sorgte dabei für die musikalische Untermalung. Am Ende gab es für jede Besucherin eine rote Rose.
„Ist das eigentlich noch die richtige Geste?“, fragte sich Frank Baranowski. Immerhin stamme sie aus einer Zeit, in der Männer alles allein für sich entschieden haben und kleine Geschenke springen ließen für die, die nicht mitbestimmen durften. Aber schon vor mehr als 100 Jahren gab es die Forderung nach Brot und Rosen, der er heute wieder nachkommen möchte. „Ich tue das nicht täglich, da muss man ehrlich sein.“
In seinem Grußwort ging er ausführlich auf die Situation der Frauen im Arbeitsleben ein und machte deutlich, dass die Stadtverwaltung bereits viele verschiedene Projekte auf den Weg gebracht hat und noch weitere auf den Weg bringen möchte, um einen Beitrag zur Gleichstellung zu leisten. „Der Weltfrauentag erinnert daran, dass es noch viel zu tun gibt.“
Auch Gaby Schäfer, Leiterin des lokalen Frauenbüros, betonte die Wichtigkeit dieses Datums. „Ich habe darüber nachgedacht, ob der Frauentag noch zeitgemäß ist. Erreichen wir überhaupt die Frauen, die wir erreichen möchten?“ Tatsächlich wachse das Bewusstsein für fehlende Gleichstellung und es gebe eine neue Generation von Frauen, die sich kritisch mit ihrer Situation in der Stadt auseinandersetzen. „Die Frauenbewegung ist wieder da!“
Auch die Erfolge müssten genannt werden. „Man darf aber nicht vergessen, dass keiner dieser Erfolge freiwillig umgesetzt wurde. Wir haben sie getragen und nach vorne gebracht“, führte Schäfer aus. „Freiwillige Regeln bringen gar nichts.“
Am Ende beschäftigte die Kabarettistin Frieda Braun die Lachmuskeln der Besucherinnen mit Ausschnitten aus ihrem Programm. Die Sauerländerin schilderte mit bunten Lockenwicklern, Haarnetz und Kittelschürze ihre Sicht der Dinge auf Kreisverkehre, junge Frauen und Schönheitsoperationen.
Bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Sekt hatten die Besucherinnen dann Gelegenheit, sich ausführlich in der Flora über die Themen des Tages auszutauschen, bevor sie ihre roten Rosen nach Hause brachten.