Gelsenkirchen. .

Nanu, was ist denn das? In dieser Geschichte haben Frauen Schnurrbärte: Am internationalen Frauentag, der am Donnerstag auch in Gelsenkirchen auf ungleiche Bezahlung und Diskriminierung aufmerksam machen sollte, trugen die weiblichen Mitglieder des Deutschen Gewerkschaft Bundes (DGB), des Frauenbüros der Stadt und Mädchen von Lalok Libre aufgeklebte Bärtchen. „Verdiene ich so 22 % mehr?“, „Komme ich so auf den Chefsessel?“ fragten sie gleichzeitig auf Plakaten, die sie um den Hals trugen.

Nun, am Bartwuchs alleine wird es wohl nicht liegen, aber die Diskrepanz wurde doch deutlich: So verdienen Frauen laut Statistik im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer. Sie arbeiteten häufig in schlechter bezahlten Berufen, in unfreiwilliger Teilzeit oder in Minijobs. Oder sie setzten aus im Beruf wegen der Familie, der Kindererziehung oder pflegen Angehörige. Die Konsequenz ist, dass Frauen im Alter durchschnittlich 59,6 Prozent weniger im Portemonnaie haben als Männer. Das Altersarmutsrisiko für ältere Frauen liegt bei 22 Prozent.

Passanten blieben neugierig stehen

In Gelsenkirchen wurden deshalb bei dieser Demo auf der Bahnhofstraße 77-Euro-Scheine verteilt. Und rote Rosen, aber nur an die weibliche Bevölkerung (sehr zum Ärger einiger Männer). An den Frauen kam bei dieser Aktion auch niemand so leicht vorbei. Mit lautem Trommelwirbel zogen sie die Fußgängerzone mehrfach hoch und runter. Und oft blieben Passanten neugierig stehen, schon wegen der auffälligen Bärte. „Diese Idee haben wir direkt aus Berlin importiert, wo es eine ähnliche Aktion gab“, erklärt Brigitte Becker, die Vorsitzende der DGB-Frauen in der Emscher-Lippe-Region.

Nicht nur auf der Straße, sondern auch in diversen Betrieben machten Frauen auf ihre Anliegen aufmerksam, etwa bei BP. Unterstützung erhielten sie dabei aus der Politik. Zumindest theoretisch. „Rechtlich haben Frauen viel erreicht“, erklärte etwa Jutta Haug, SPD-Europaabgeordnete, und verwies auf die Einführung des Frauenwahlrechtes, auf den Gleichstellungsartikel im Grundgesetz und auf das Gleichberechtigungsgesetz.

Papier ist geduldig

„Papier ist allerdings geduldig“, fügte sie hinzu. „In der Realität sind Frauen von der gleichberechtigten Teilhabe weit entfernt.“ Sie betonte: „Frauen müssen lernen, dass sie über die Berufswahl und die Berufstätigkeit ihren Lebensunterhalt und ihre Rente bestimmen.“ Ihre Kollegin Heike Gebhard, für die SPD im NRW-Landtag, ergänzte: „Wir brauchen einen gesetzlichen Mindestlohn als Schutz vor Dumpinglöhnen, ein Entgeltgleichheitsgesetz zur Überprüfung der Entgeltpraxis und für tatsächliche Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern, eine gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte und Vorstände sowie ein Gleichstellungsgesetz für bessere Aufstiegschancen.“