Gelsenkirchen. . Am Internationalen Frauentag kommt das Beginen-Wohnprojekt in Ückendorf einen wichtigen Schritt weiter. Mit dem Verein wurde ein Kooperationvertrag für 37 Mietwohnungen geschlossen. Im Sommer soll der Baustart vollzogen werden.

Der internationale Frauentag lieferte das perfekte Datum für ein besonderes Frauen-Wohnprojekt – und die Vertreterin des Beginenhofs Essen die passenden Geschenke: ein Bautagebuch („natürlich mit lila Einband“) und zig kleine Saft-Fläschchen „Rotbäckchen“, umwickelt mit grünen Bändern („der Farbe der Hoffnung“). Denn Kraft und Ausdauer, aber auch (Gott)-Vertrauen werden sie noch brauchen – die rund 20 Frauen, die da gestern in Ückendorf an der Ecke Festweg/Nansenstraße mit Sekt und Saft auf „ihre“ Zukunft anstießen – wo 2005 die evangelische Paul-Gerhardt-Kirche samt angrenzendem Kindergarten und Gemeinderäumen dicht gemacht wurden, soll ein weiterer Beginenhof entstehen.

37 barrierefreie Wohnungen, zwischen 46 und 82 m² groß, werden um einen Innenhof mit Laubengängen und Balkonen gebaut. Entstehen werden ein großer Gemeinschaftsraum und ein Besucherappartement, baulich eingebunden werden der ehemalige Kirchenraum und der Turm der 1967 gebauten Kirche. „Der erste offizielle Anfang wird heute gesetzt, die Realisierung nimmt nun auch äußere Formen an“, freute sich die Beginen-Vorsitzende Doris Stöcker. Frauen zwischen 50 und Mitte 70 fanden bislang im Verein zusammen, weil sie künftig „mit und ohne Kinder in einem achtsamen und wertschätzenden Miteinander leben wollen“, weil sie gemeinsam eine Wohnform gestalten wollen, „in der wir uns wohl fühlen, uns entfalten können, voneinander inspiriert werden, gemeinsam lachen und feiern und voneinander lernen können, in der Älterwerden möglich ist und in der gute Nachbarschaft gepflegt wird.“

Wir haben vor, im Sommer hier auf dem Grundstück beginnen zu können

Hohe Ansprüche und Erwartungen, die Frauen an sich und das Projekt stellen. Viel Geduld mussten sie bislang dafür aufbringen. 2010 hat die Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Senne (GSWG) aus Bielefeld wie berichtet das öffentlich geförderte Beginenbau angestoßen. Mit der Genossenschaftstochter Ostwestfälische Immobilien- und Treuhand GmbH wird das Wohnprojekt jetzt realisiert – als Investor im Hintergrund fungiert der gebürtige Gelsenkirchener Fußballprofi Hamit Altintop, derzeit in Diensten von Real Madrid. Gesamtinvest samt Erbpachtvertrag fürs 4300 m² große Grundstück: rund 5 Mio Euro.

„Verschiedene Umstände haben den Zeitrahmen gesprengt, aber endlich ist es soweit. Wir haben vor, im Sommer hier auf dem Grundstück beginnen zu können“, blieb der GSWG-Vorstandsvorsitzende Rainer Kolodziey in seiner Begrüßung recht vage. „Hauptsache der Sommer beginnt 2012“, bekam er zu hören. Immerhin: Vor Ort wurde Donnerstag ein Kooperationsvertrag mit den Beginen unterzeichnet. Und auch „der Dezember 2013“ als Termin für die Fertigstellung blieb unwidersprochen. „Ich glaube, dass sie einen Bedarf befriedigen. Wir brauchen solche Angebote, wir brauchen Vielfalt am Wohnungsmarkt, wir brauchen Alternativen zur Vereinsamung“, betonte Baudezernent Michael von der Mühlen und wünschte sich, dass der Beginenhof „zur Blaupause für eine andere Art miteinander zu leben werden kann.“

Feste Treffen der Vereinsfrauen in der VHS

Jeden 2. Dienstag im Monat treffen sich die Frauen des Vereins Beginenhof Gelsenkirchen um 18.30 Uhr in der Volkshochschule an der Ebertstraße 19. Bislang haben sich 22 Frauen für eine der 37 Wohnungen vormerken lassen. Zum Kreis gehören auch zwei Frauen aus dem Schwarzwald und eine aus München, die ihren Lebensmittelpunkt wieder ins Revier verlegen und sich für den Beginenhof entschieden haben. „Erfahrungsgemäß“, weiß Projektbetreuerin Martina Buhl, „kommen später die Mütter mit Kindern dazu.“ Zwölf Wohnungen sind für Alleinerziehende mit Nachwuchs vorgesehen. Kontakt: Doris Stöcker, Tel. 0209-140 195; ursuschia@web.de