Gelsenkirchen.

Die Atmosphäre unter den rauchenden Gästen vor der Kaue erinnerte stark an ein Klassentreffen. Seit 30 Jahren steht die Gelsenkirchener Band „White, Hot and Blue“ auf der Bühne. Am Samstag luden die Blues-Veteranen zum Geburtstagskonzert an alter Wirkungsstätte ein. Die eingefleischte Fangemeinde war vollständig erschienen, hatte nach all den Jahren jede Menge Gesprächsbedarf und fühlte sich an vergangene Tage erinnert.

Am Eingang wehte den Besuchern bereits der Duft von verbotenen Rauschmitteln entgegen, vorher wurden noch die Lederjacken aus dem Schrank geholt, danach schöpften die Musiker lautstärkemäßig aus dem Vollen. Alles wie früher also. So wie 1992, als es „White, Hot and Blue“ bereits 10 Jahre gab und die Band zum ersten mal in der Kaue spielte. Eigentlich war der Auftritt damals als CD-Vorstellung gedacht. Nur war die Scheibe wegen eines Fehlers der Produktionsfirma nicht rechtzeitig fertig geworden. Auch am Samstag durften sich die 300 Besucher über neu produzierte Musik freuen, der Titel „Thank you pretty mama“ erntet beispielsweise viel Applaus. „Die CD wird hoffentlich im Sommer erscheinen“, schmunzelt Gitarrist und Sänger Thomas Erkelenz.

Manche Dinge ändern sich halt nie. Oder doch?

„Die Leute stellen sich gar nicht mehr mit Namen vor, sondern fragen stattdessen: wie alt bist du denn mittlerweile?“, hat Erkelenz beim Gang durchs Publikum vor Konzertbeginn belauscht. Neben eigenen Songs präsentierten die fünf Musiker Hits von fremden Interpreten. Während im unteren Teil der Kaue fleißig „mitgebluest“ wurde, machten es sich die älteren Semester oben auf den Sitzplätzen bequem. Als Gäste holten die heißen Weiß-Blauen ihren ehemaligen Sänger Maik Resinek und Saxophonist Norbert Geis auf die Bühne.

Und es gab nicht nur was auf die Ohren. Fiese Frisuren, zu enge Jeans und das Ergebnis manch harter Blues-Nacht konnten auf einer Leinwand bestaunt werden. Fotos aus 30 Jahren Bandgeschichte wurden gezeigt. Die gaben auch einen Querschnitt der Dynamik, mit der sich die Band entwickelt hat: 13 Musiker gehörten zum festen Bestandteil der Combo aus Buer. Aus dem Gründungsjahr übrig geblieben ist nur Gitarrist und Sänger Uli Tietze. An die Zeit hat Konzertbesucher Jürgen Herb gute Erinnerungen. „Es muss Anfang der 80er gewesen sein, als ich die Band das erste mal im Bulmker Park gesehen habe“, so der 59-Jährige. Seit dem hat ihn das „Hot, White and Blue“-Fieber gepackt. „Ich finde toll, dass die Band dem Blues treu geblieben ist, das ist meine Musik.“ Er erzählt von legendären Auftritten im buerschen „fuck“ oder von einem Konzert in einer Schalker-Fan-Kneipe in Erle. „Beim Konzert zum 25-jährigen Bestehen auf dem Schiff Santa Monika war ich auch.“ Mal schauen was sich die Jungs zum Fünfzigsten ausdenken...