Gelsenkirchen.

Geld ist das alles beherrschende Thema in allen Städten. Das ist so, weil fast alle keines mehr haben – Gelsenkirchen inklusive. Nun könnte man meinen: Die sind doch in bester Gesellschaft. Essen, Bochum, Duisburg, auch Bund und Land häufen Schulden an. Vielen Staaten, nicht nur in Europa, steht das Wasser bis zum Hals. Einen schönen Gruß in Richtung USA, die von den US-amerikanischen Ratingagenturen trotz massiver Krise auffällig geschont werden ...

Grundsätzlich aber gilt für mich: Die Nullen, mit denen da gearbeitet wird, übersteigen meine fiskalische Vorstellungskraft um ein Vielfaches. Da mutet, im Konzert der Großen betrachtet, das für Gelsenkirchen vorhergesagte Haushaltsdefizit für das Jahr 2012 mit rund 96,3 Millionen Euro bescheiden an... Für die Stadt indes bleibt es eine Katastrophe.

Handlungsspielräume gibt es kaum und die Vermutung liegt nahe, dass die Bürger bald einbezogen werden (müssen). Das ist dann so etwas wie die Wandlung vom Beobachter zum Akteur. Nicht unbedingt als Basis für einen echten Bürgerhaushalt, den die Grünen sich wünschen. Die Intention ist da eine andere, puristisch betrachtet jedenfalls. Nein, bei dieser Art von Bürgerbeteiligung ginge es eher um eine Liste der Leiden, die von der Bevölkerung mitformuliert werden könnte. So ließe sich am Ende ein Sparprogramm vielleicht leichter darstellen.

Das praktizieren andere Städte längst. In Bochum haben sie das Projekt gerade abgeschlossen und werten es in einer großen Bürgerkonferenz aus. In Recklinghausen wurde die „Website des Grauens“ gerade scharf geschaltet. Überhaupt: Recklinghausen. Ein Blick dorthin verdeutlich, wie groß für die Städte der Druck ist. Da empfiehlt der Kämmerer mittlerweile die freiwillige Teilnahme am Stärkungspakt Stufe 2, weil die Kreisstadt sonst am Ende doppelt dumm dastehen könnte. Zum einen, weil sie kein Geld aus Düsseldorf bekommen würde, das zur Haushaltskonsolidierung herangezogen werden könnte. Zum anderen, weil sie als bettelarme und bald überschuldete Stadt diesen Fonds auch noch mitbezahlen und dafür neue Kassenkredite aufnehmen müsste.

Der Kämmerer spricht diese Empfehlung übrigens in Unkenntnis einer genauen Ausgestaltung der Stufe 2 aus und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Auch Dr. Georg Lunemann, Gelsenkirchens Kassenwart, hat (noch) kein größeres Wissen angehäuft, weshalb sich alle Fraktionen in der Stadt in diesem Punkt mit einer Meinung noch zurückhalten.