Gelsenkirchen.

Die Feuertaufe ist bestanden: Bridget Breiner, Gelsenkirchens neue Ballettchefin, gab am Samstag im Großen Haus des Musiktheaters im Revier einen großartigen Vorgeschmack auf das, was das Publikum ab Herbst hier erwartet.

Dabei war es ein echtes Experiment, das Breiner mit viel Rückhalt hinter den Kulissen wagte: Im „Großstadt-Triptychon“ trafen drei kurze Opern aufeinander. Eine davon, Stefan Wolpes „Zeus und Elida“ von 1928, gilt eigentlich als unspielbar und erlebte in Gelsenkirchen ihre szenische Uraufführung. Edmund Nicks „Leben in dieser Zeit“ mit Texten von Erich Kästner (ursprünglich als Hörspiel konzipiert) war von Bridget Breiner und Clemens Jüngling, dem musikalischen Leiter der Inszenierung, eigens umgearbeitet worden. Und lediglich das „Mahagonny-Songspiel“, von Kurt Weill und Bertolt Brecht 1927 ersonnen, dürfte dem Publikum vorab bekannt gewesen sein. Aber natürlich nicht als Ballett.

Solche Wagnisse gehen im Theater auch schnell einmal nach hinten los. In Gelsenkirchen erwies sich die Zusammenstellung jedoch als Glücksgriff. Das Team des Musiktheaters hatte die sperrigen Elemente der 1920er-Jahre-Kunst wohl dosiert und gab dem Publikum viel Hilfestellung mit auf den Weg.

So verriet Jürgen Kirners Bühnenbild bei „Zeus und Elida“ bereits mit den Buchstaben „Da Du“ und dem später eingeblendeten Schriftzug „Was ist DADA“, dass das schräge Werk dem Dadaismus zuzuordnen ist. Wolpe ließ darin eine 20er-Jahre-Tanzmarie auf den alten Zeus treffen.

Edmund Nicks textlastige Komposition bildete einen starken Kontrast dazu – und mit Brechts epischem Songspiel erreichte die Zeitreise durch das Musiktheater der 1920er Jahre dann ihr Ziel. Hier bekam auch zum ersten Mal Breiners Choreographie eine eigene Bühne.

Klassisch und fließend

Klassischer und fließender waren die Bewegungen als bei ihrem Vorgänger Bernd Schindowski, jedoch nicht weniger ansprechend. Clemens Jüngling unterstrich den Gesamteindruck gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Westfalen mit sehr frischen, ansprechenden Interpretationen. Und Chor und Extrachor des MiR bewiesen ihr schauspielerisches Talent. So verschmolzen Oper, Ballett und Musik an diesem Abend zu einem stimmigen Bild.