Gelsenkirchen. . 14 Geschäfte haben vier Männer aus Gelsenkirchen überfallen. Dafür wurden sie nun zu bis zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Die „Netto“-Räuber werden lange nicht mehr in Freiheit kommen. Am späten Freitagabend verurteilte die VII. Essener Strafkammer das Gelsenkirchener Quintett, das ein halbes Jahr Geschäfte überfallen hatte, zu Strafen von fünf Jahren und drei Monaten bis achteinhalb Jahren Haft. Richter Rudolf Fink betonte im Urteil, dass angesichts der Tatausführung keine Milderung angemessen sei.

Als Haupttäter verurteilte das Gericht Claudio P. (33), der an neun Überfällen beteiligt war, zu achteinhalb Jahren Gefängnis. Mentor Z. (26), er überfiel 13 Geschäfte, bekam siebeneinhalb Jahre. Für die beiden „Fahrer“ der Bande, Prparim A. (34) und Volkan E. (34), gab es sechseinhalb beziehungsweise fünf Jahre und drei Monate Haft.

Schon Staatsanwältin Heike Handke hatte für die Serie von 14 Raubüberfällen Strafen in Höhe von bis zu neun Jahren und zehn Monaten Haft gefordert. Ein halbes Jahr lang hatten die vier Gelsenkirchener nach immer derselben Masche Filialen der Post, von „Netto“ und „Fressnapf“ überfallen. Mal mit, mal ohne Schusswaffe stürmten sie in die Geschäfte, fesselten Anwesende und raubten das Bargeld. Zwischen dem 21. Februar und dem 5. Juli 2011 erbeuteten sie so 112 010 Euro. Die Filialen lagen in Gelsenkirchen und anderen Revierstädten wie Gladbeck, Essen, Marl, Recklinghausen oder Castrop-Rauxel.

Angeklagten entschuldigten sich

Mit scharfer Kritik reagierten die Verteidiger auf die Anträge der Staatsanwältin. Diese seien viel zu hoch, beschwerten sie sich. Rechtsanwältin Silvia Oster, für deren Mandant Claudio P. die Anklägerin neun Jahre und zehn Monate Haft gefordert hatte, sah sie höchstens sieben Jahre als angemessen an. Schließlich hätte auch er durch sein Geständnis zum schnellen Abschluss des Verfahrens nach nur vier Prozesstagen beigetragen. Das Gericht müsse die Besonderheit des Falles sehen, sagte die Anwältin: „Er ist nicht der kriminelle Straftäter, der für Luxus raubte.“

Die Angeklagten entschuldigten sich vor der Urteilsberatung und richteten dabei auch das Wort an die 22-Jährige, die als einziges Opfer als Nebenklägerin am Verfahren teilnahm. Sie hatte in einer Gelsenkirchener „Fressnapf“-Filiale gearbeitet, um ihr Jurastudium zu finanzieren, und war am 25. Februar überfallen worden. Direkt sprachen die Angeklagten auch das Gericht an. „Wir haben Fehler gemacht und werden dafür bestraft“, sagte Prparim A., „aber wir sind nicht die klassischen Räuber. Ich will Ihnen beweisen, dass ich nicht der Mensch bin, der ich war.“ Volkan E. betonte, dass er nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Familie zerstört hätte: „Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Hätte ich mir vorher nur ein Prozent von dem ausgemalt, was ich tat, hätte ich es nicht getan.“