Gelsenkirchen/Essen/Dorsten. Der Dorstener Bankräuber Norbert O. ist vor dem Essener Landgericht zu 15 Jahren Haft verurteilt worden - damit soll er spät büßen für Taten, die zum Teil schon 16 Jahre zurück liegen. Ihn überführte die Waffe, mit der er 2007 seine Ehefrau erschoss. Sie war bei Banküberfällen in Bottrop und Köln eingesetzt worden.

Still hört er sich das Urteil des Landgerichts Essen an, das ihn für Sparkassenüberfälle in Gelsenkirchen, Bottrop und Köln schuldig sieht und zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt. Manchmal schüttelt er den Kopf. Als Richterin Luise Nünning die Urteilsbegründung beendet, schaltet der Dorstener Norbert O. (60) sich direkt ein: „Ein Fehlurteil.“

Spät soll er büßen für Taten, die zum Teil vor 16 Jahren verübt wurden. Dabei hat er sich die späte Verurteilung aus Sicht der V. Essener Strafkammer selbst zuzuschreiben. Denn es ist die halbautomatische Selbstladepistole Walther PPK, Kaliber 7,65 mm, mit der er am 29. September 2007 seine Ehefrau in Herne Baukau erschoss, die ihn überführte. Denn sie war in den 90er Jahren bei Banküberfällen in Bottrop und Köln eingesetzt worden.

Den Weg freigeschossen

Am 29. Februar 1996 hatte Norbert O. sich laut Urteil der Kammer mit einem Unbekannten den Weg in die Sparkasse an der Kirchhellener Straße in Bottrop freigeschossen. Dort zwangen sie Mitarbeiter, ihnen umgerechnet 185 000 Euro zu übergeben. Sie sperrten die verängstigten Banker in den Tresorraum ein. Ähnlich ging Norbert O. ein Jahr später in einer Sparkassenfiliale in Köln vor. Hier drang er mit seinem Komplizen aber nicht in das Gebäude ein, weil er den stillen Alarm auslöste. Die Patronenhülsen passten zu der Pistole, mit der er elf Jahre später seine Ehefrau erschoss. Auch eine DNA-Spur hinterließ Norbert O. am Kölner Tatort, weil er sich dort an der zerschossenen Glasscheibe verletzte.

Spuren entdeckte die Polizei auch bei den beiden Gelsenkirchener Überfällen. 2004 und 2005 hatte ein Unbekannter die Sparkassenfiliale am Eppmannweg überfallen und insgesamt 31 000 Euro erbeutet. Auch hier gab es eine DNA-Spur sowie Bilder aus der Überwachungskamera.

Norbert O. hatte sich nicht detailliert zu den Vorwürfen befragen lassen, die Anklage aber pauschal als „Quatsch“ bezeichnet. Er belastete allerdings seine Schwäger, die sich zur Tatzeit die Waffe angeblich von ihm ausgeliehen hatten und deshalb möglicherweise die Räuber seien.

Gesamtschau der Indizien

Davon hielt die Kammer nichts. Richterin Luise Nünning: „Es gibt keine andere Möglichkeit als die, dass er es ist.“ Man müsse eine Gesamtschau der Indizien vornehmen, sagte sie. Außerdem habe die Kammer die beiden Schwäger vernommen und könne ausschließen, dass diese etwas mit den bewaffneten Überfällen auf die Geldinstitute zu tun hätten.

Schon Staatsanwalt Thomas Holz hatte 15 Jahre Haft gefordert. Verteidiger Stefan Kixmöller sah die Indizienkette als nicht tragfähig an und beantragte Freispruch. Norbert O. bemühte sich im Prozess erst gar nicht, einen reumütigen oder kooperativen Eindruck zu machen. Dass er seine Ehefrau erschossen hatte, bezeichnete der Dorstener am ersten Prozesstag als „eine normale menschliche Haltung, wenn man ein Jahr provoziert wird und zufällig eine Waffe hat“. Für Staatsanwalt Holz greift er zur Ironie, dieser sei wohl „das Maß aller Dinge“. Und der Kommentar zum Urteil: „Das wird meinen Schwager aber freuen.“