Seit Wochen überquellende und falsch befüllte gelbe Tonnen sorgen für Verärgerung. Entsorger Remondis kann die Bürger verstehen, sagt aber: "Die Verantwortung liegt beim Verursacher."

Seit Wochen stehen die gelben Tonnen an der Wanner Straße – überfüllt, langsam stinkend. Jetzt fürchten Anwohner, dass eine wilde Müllkippe entsteht. Sie sind verärgert. Denn niemand fühlt sich für den Abfall verantwortlich. Hilferufe sowohl beim Entsorger Remondis als auch beim Ordnungsamt blieben ohne Wirkung.

Überfüllte gelbe Tonne in der Wanner Straße.
Überfüllte gelbe Tonne in der Wanner Straße. © WAZ

Das Szenario an diesem Ort ist kein Einzelfall. Immer wieder tauchen im Stadtgebiet überfüllte gelbe Tonnen auf. Immer wieder erhält der Entsorger Anrufe zorniger Bürger mit dem Hinweis auf „Zustände wie in Neapel”.

Gleichgültig sind Remondis die Klagen indes nicht. Pressesprecher Michael Schneider sagt: „Wir können die Verärgerung der Menschen verstehen. Die Verantwortung und das Problem liegen aber bei den Verursachern. Denn die Tonnen, die wir nicht entleeren, sind fehlgefüllt. Das heißt, sie enthalten Müll, der dort nicht hineingehört.”

So ist das auch aktuell an der Wanner Straße. Wochenlang bereits kleben die Zettel mit dem Hinweis auf der Tonne, dass der Müll neu sortiert werden muss. Erst dann werden die Tonnen geleert. Schneider: „Wir haben einen Vertrag mit dem dualen System, deshalb bleiben falsch befüllte Tonnen stehen.” Denn beinhaltet die Tonne neben den vorschriftsmäßigen Leichtstoffverpackungen auch Nassmüll wie Speisereste dann kann der Abfall in der Sortieranlage in Essen nicht mehr nach Kunststoff, Leichtmetall, Folien und anderem getrennt werden, bevor er weltweit in weiterverarbeitende Recycling-Betriebe transportiert wird. Heißt: Dieser Unrat muss in eine normale Müllverbrennung gebracht werden. Der Einsatz der gelben Tonne: sinnlos.

Bis in alle Ewigkeit bleiben die fehlbefüllten Tonnen allerdings nicht am Straßenrand stehen. Irgendwann werden sie verschwunden sein, eingezogen. „Schließlich gibt es eine Sauberkeitspflicht”, so Remondis-Sprecher Schneider. Folge: Die Verursacher müssen sich graue Tonnen anschaffen und bezahlen doppelt. Denn, die Entsorgung des „gelben Mülls” ist bereits beim Kauf des Joghurtbechers, der PET-Flasche oder der Zahnpastatube bezahlt. Schneider: „Die richtige Trennung macht also doppelt Sinn: für das Portemonnaie und die Umwelt. Und es ist eine weit verbreitete Mär, dass der Müll aus grauer und gelber Tonne auf derselben Kippe landet.”

Mit der Lupe rücken die Kontrolleure den gelben Tonnen aber nicht zu Leibe. „Eine hundert Prozent richtige Befüllung gibt es nicht”, weiß Schneider. Ein falsch entsorgtes Kinderspielzeug fischt die Sortieranlage schon heraus. Im Zweifelsfall: besser in die graue als in die gelbe Tonne.

Ob die Quote der Fehlbefüllung in Gelsenkirchen höher oder niedriger ist als in anderen Städten, das verschweigt Remondis. „Das wäre unfair gegenüber denen, die richtig trennen. Es gibt aber Unterschiede, die mit der Siedlungsstruktur und den dort lebenden Menschen zu tun haben”, erklärt Michael Schneider.