Gelsenkirchen. Ihre Pseudonyme sind Chronistin66, Mecklenbergkraxler, Franz von Bismarck oder Stargate und zum Teil haben sich Leute mit den seltsam anmutenden Namensschildern auf der Brust am Freitagabend zum ersten Mal persönlich getroffen. Eines haben sie gemeinsam: Sie alle sind aktive User des Online-Forums Gelsenkirchener Geschichten, das am Wochenende seinen fünften Geburtstag gefeiert hat.

„Ursprünglich suchten wir nach einem Weg, die Filme und Fotos, die Heinz Niski über Jahre angefertigt hat, nicht verloren gehen zu lassen, sondern sie im Gegenteil der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, berichtet Marie-Cécile Duclercq, besser bekannt als „Zuzu“, über die Anfänger der Internet-Community. Und sie muss es wissen, war sie schließlich von Anfang an dabei. Schnell gesellten sich interessierte Gelsenkirchener zum Forum, die sich über die Geschichte und aktuelle Entwicklungen in der Stadt austauschten. Immerhin hatte man im ersten halben Jahr schon rund 600 User bzw. Nutzer.

Und dann kam der Wappenstreit. „Die Berichte darüber machten uns mit einmal in der gesamten Stadt bekannt“, erinnert sich Meik Fokking alias „Fuchs“. „Auf einmal waren wir bei fast 3000 Usern, die sich mehr oder minder regelmäßig auf unserer Seite trafen.“

Da kommen natürlich eine Menge Informationen zusammen. „Viele Leute schätzen an uns, dass wir aufgrund unseres dichten Netzwerks an Mitgliedern und damit Mitarbeitern viel schneller Informationen weitergeben können, als das bei anderen Medien der Fall ist“, sagt Fuchs. „Deshalb gibt es auch viele ehemalige Gelsenkirchener, die mittlerweile zum Beispiel in Australien oder Amerika leben, die sich über uns informieren.“

Bei den Gelsenkirchener Geschichten legt man viel Wert darauf, nicht einfach nur ein normales Forum zu sein. „Erstens legen wir viel Wert auf den Datenschutz der Mitglieder“, berichtet Fuchs. „Wer anonym sein will, bleibt anonym.“

Außerdem ist man nicht nur im Internet, sonder auch in der realen Welt aktiv. Jedes Jahr entwickelt man ein Großprojekt, wie zum Beispiel das rote Sofa, Ausstellungen oder das die großformatigen, von Künstlern gestalteten Banner zum Kulturhauptstadtjahr. „Wir sind dabei nicht kommerziell orientiert“, erläutert Fuchs. „Unser Ziel ist es, ein Netzwerk für Aktive und Kreative zu schaffen und sie an die Öffentlichkeit zu bringen.“

So sind über die Jahre Freundschaften entstanden. „Das ist der Unterschied zwischen uns und Facebook“, so Fuchs. „Bei uns sind die Menschen tatsächlich miteinander befreundet.“

Bei aller Freude während der Jubiläumsfeier im Stadt.Bau.Raum am Freitagabend mischte sich auch große Trauer unter die Geburtstagsgäste. Denn an einem traurigen Ereignis kamen die Gelsenkirchener Geschichten nicht vorbei: Ein Film erinnerte an das Leben und Schaffen des am 22. November verstorbenen Künstlers und Beuys-Schülers Jürgen Kramer, der auch im GG-Forum über Jahre aktiv war.