Modernere Schulen, ein besseres Radwegenetz, mehr Orte für Jugendliche: So würde der Nachwuchs Gelsenkirchen gestalten. Im kommunalen Planspiel schmiedeten Jugendliche zwischen 13 und 31 Pläne für ihre Stadt.
„Wer hat sich heute morgen alles die Zähne geputzt?” Geschlossen springt der Stadtrat auf, Fraktionsvorsitzende, Ausschussmitglieder – nein, mit ungeputzten Zähnen geht doch keiner ins Rathaus. Auch nicht beim kommunalen Planspiel der Jusos, bei dem die Ratsleute Jeans und Turnschuhe tragen und die Sitzungen im Alfred-Zingler-Haus in Bulmke-Hüllen stattfinden.
Bei der morgendlichen Vorstellungsrunde lockern die Jugendlichen ihre Muskeln und bauen Hemmschwellen ab. Dann ist aber Schluss mit lustig. Die Ausschuss-Sitzungen müssen vorbereitet werden.
16 junge Leute zwischen 13 und 31 spielen zusammen Politik. Manche von ihnen haben bereits Erfahrungen in Jugendorganisationen und Parteien gesammelt, manche beschäftigen sich zum ersten Mal mit dem Thema.
Grün, rot oder schwarz – die Entscheidung, für welche Partei die Planspieler antreten, hat das Los gefällt. Taner (16) ist bei den Grünen gelandet und Vorsitzender der dreiköpfigen Fraktion geworden. Zusammen mit Behlül (16) und Sybille (31) geht er die Vorlagen durch. Am Mittag tagen der Bildungs- und der Jugendhilfeausschuss.
„Mal sehen, welche von unseren Vorschlägen aufgenommen wurden”, sagt Taner, blättert durch die Vorlagen und wird fündig. Unter dem Top 3 des Bildungsausschusses, „Gegen Rechtsextremismus in Schulen”, steht die Forderung der Grünen, rechtsextreme Parteien und Organisationen von der Anmietung öffentlicher Gebäude auszuschließen.
Mit drei Mitgliedern sind die Grünen die kleinste Fraktion beim Planspiel. Bei der SPD diskutieren sieben Ratsherren und -frauen. Lukas (16), Katharina (15) und Kevin (13) werden sich im Bildungsausschuss für die Abschaffung des Religionsunterrichts einsetzen. Statt dessen wollen sie Ethikunterricht für alle Schüler – eine Forderung, die als Resolution an die Landesregierung weitergegeben werden müsste. „Wir probieren, den Antrag so durchzukriegen”, setzt Lukas die Strategie fest – weist aber gleich darauf hin, dass die CDU durchaus eigene Anträge einbringen könnte.
Ihre Ideen haben die Teilnehmer am ersten Tag ihrer Projektwoche entwickelt – abseits von Parteibüchern. „Die Grünen machen nicht unbedingt das, was man von den Grünen erwartet”, fasst Sebastian Kolkau (30) von den Jusos zusammen. Beim Planspiel gehe es einfach darum, dass die Teilnehmer Themen diskutieren, die sie interessieren.
So fordert die CDU, die Kurt-Schumacher-Straße in eine Schalke-Fanmeile zu verwandeln, die Grünen wünschen sich mehr Radwege, beide Parteien wollen sich für den Ganztag und gegen Rechts einsetzen. Bei der Modernisierung von Schulen machen SPD und CDU gemeinsame Sache, genau wie beim beim Jugendschutz.
Die Ergebnisse der Planspielwoche sollen nach den Osterferien OB Frank Baranowski vorgestellt werden. Dann wird aus Spiel Realtität