Gelsenkirchen.
Gleich mit dreifacher „11“ feierten Gelsenkirchens Jecken, die Hoppediz vor acht Monaten zu Grabe getragen hatten, Freitag im Awo-Zentrum an der Grenzstraße fröhliche Auferstehung.
Nur ein Schelm wird Schlechtes dabei denken, dass das Gelsenkirchener Stadtwappen an der Frontseite des Sarges städtische Grabesstimmung symbolisieren könnte. Das geht bei Narren auch gar nicht. Beim Sessionsauftakt schrauben sie ihr Stimmungsbarometer gleich von null auf hundert. Als musikalische Einpeitscher geht zunächst das noch eine Woche regierende Prinzenpaar Mike I. und Alexandra I. an die Front. „Jetzt steigt das Partyfieber“, feuern sie die Narren an. Gesang und Tanz werden den Abend den Takt vorgeben.
Stefan Waltmann als Hoppediz hätte man gewünscht, dass er seine gereimte Dichterkunst nach acht Monaten Denkpause gehalt- und humorvoller präsentieren würde. Zum Lachen gibt’s nur kleine Häppchen. In Fahrt kommt die jecke Familie dennoch schnell. Als seelische Qual empfand OB Frank Baranowski die acht Monate dauernde Zeit der Abstinenz und des Darbens. In seinen Hausorden hat er bereits den Zusatz zum Stadtnamen verewigt. „Karnevalshochburg Gelsenkirchen“ heißt es auf der närrischen Dekoration. Natürlich gehören Sitzungspräsident Hans-Georg Schweinsberg und Zug-leiter Werner Preißler zu den ersten Trägern.
Minigarden verzaubern
Traditionell gehört beim Hoppediz-Erwachen die Bühne in erster Linie dem Nachwuchs. Die vielen Minigarden der Gesellschaften verzaubern die Gäste als tanzende Kasperlefiguren, Prinzessinnen, Polizisten, Lasso schwingende Cowgirls oder Seeleute. Die Jüngste der Bismarcker Funken gerät auch nach dem Verlust ihres linken Schuhs nicht aus dem Rhythmus.
Zum festen Inventar in der närrischen Gelsenkirchener Szene gehört Ilona Goldstein, die mit musikalischen Klängen aus der Konserve Pop-Songs für jedermann interpretiert. Mut bewies sie bei ihrer Nostalgiereise in die 1960er mit ihrer modischen Auswahl eines eng und kurz geschnittenen Kleides.
Kaum sind sie inthronisiert, da legt das Kinderprinzenpaar Simon I. (8) und Samira I. (10) schon eine lange Wunschliste für die Session vor. Als erstes närrisches Gebot machen sie das Hausaufgabenverbot zur Pflicht. Schulen werden zu Spielplätzen, Sommerferien verdoppelt. Mütter verdonnern sie dazu, Kinderzimmer für immer aufzuräumen. Und tanzen können die Nachwuchs-Tollitäten auch, wobei Samira auch als Solistin überzeugt.
Fürs Durchatmen bleibt dem aktiven Publikum keine Zeit. Bert Engels und Anette Schwenzfeier geben die Drehzahl vor, wobei einige Narren übliche euphorische Stimmungen mal ganz anders ausdrücken. Sie stehen nicht auf den Stühlen, sondern schwingen sie schunkelnd über ihren Köpfen. Ausgelassen singen und tanzen sich die Narren ins Finale. DJ Oliver Roth hat auch nach dem letzten Tusch noch lange nicht Feierabend.