Gelsenkirchen.

In der Biedermeierzeit gab es weder Fernsehen, noch Radio oder gar Internet. Was also tun für die abendliche Unterhaltung? „Sie machten Hausmusik“, sagt Ingo Negwer aus dem Ensemble „Convivium Musicum Gelsenkirchen“.

Zusammen mit Renata Grunwald und Ute Bardelmeier präsentierte er am Sonntag einen Kammermusikabend mit historischen Instrumenten in der Bleckkirche in Bismarck.

Das Konzert ist Teil der Reihe „Gelsenkirchen Barock – Alte Musik im Ruhrgebiet“, die der Förderverein Gelsenkirchen Barock in Zusammenarbeit mit der Bleckkirche veranstaltet. An diesem Abend standen gleich mehrere ganz Große der Musik der Romantik im Mittelpunkt. So ging es zum Beispiel direkt los mit „Figaros Hochzeit“ von Wolfgang Amadeus Mozart – intoniert von Ute Bardelmeier auf der Traversflöte. Dabei wurde sie passend von Ingo Negwer auf der Gitarre begleitet. Das Besondere an dieser Gitarre: sie ist ein Nachbau einer Gitarre von 1828. Die Frankfurter Sängerin Renata Grunwald sang außerdem Lieder von Franz Schubert und Mauro Giuliani.

Historischer Nachbau

Ein Höhepunkt des Konzerts war sicherlich das österreichische Volkslied „Gestern Abend war Vetter Michael da“, das die drei Musiker gemeinsam interpretierten. Dabei spielte Ute Bardelmeier aber nicht die Traversflöte, sondern eine sogenannte „Czakan“. Diese Flöte aus der Familie der Blockflöten war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im österreichisch-ungarischen Raum besonders beliebt. „Übrigens kann man diese Flöte auch als Spazierstock benutzen, weshalb sie auch Stockflöte genannt wird“, erzählt Ute Bardelmeier und sorgte damit für Schmunzeln unter den Zuhörern.

Oktoberlied als Zugabe

„Wir haben mit einer Oper angefangen und wir wollen mit einer enden“, sagte Ingo Negwer. Zum Abschluss spielte das Ensemble zwei Arien aus Mozarts „Don Giovanni“. Das Publikum applaudierte ausdauernd.

Und weil die Zuschauer scheinbar gar nicht genug von den drei Künstlern und ihrer besonderen „Hausmusik“ bekommen konnten, gab es sogar noch eine Zugabe des Ensembles: eine Interpretation von Theodor Storms „Oktoberlied“.