Gelsenkirchen. . Die Auferstehungskirche in der Neustadt wird beim „Poetry Slam“ zur Bühne für moderne Dichtkunst. Eine Lokalmatadorin belegte dort den dritten Platz. Die Zuschauerzahl blieb aber übersichtlich.
Das hat die Auferstehungskirche in 100 Jahren nicht erlebt: Vor dem Altar präsentieren junge Menschen wortgewandt Texte über Sex, Drogen und Rock’n’Roll während sich das Publikum mit Bier in Stimmung bringt. Sodom und Gomorra in Gelsenkirchen? Keineswegs. Das Referat Kultur hatte am Samstag zum „Poetry Slam“ in die seit Mai entwidmete Kirche geladen. Fünf Poeten reimten mit Geschichten, Poesie und humorvollen Versen um die Wette.
„Das erinnert mich an eine katholische Messe“, scherzt Moderator Sebastian Nowak zur Begrüßung beim Blick auf die lichten Reihen in dem Ex-Gotteshaus in der Neustadt. 50 Besucher hatten sich an dem ungewöhnlichen Veranstaltungsort eingefunden. „Ein paar mehr hätten es schon sein können, aber für eine Premiere sind wir zufrieden“, so Özlem Tasel von der Bochumer Poetry Slam-Gruppe „Slamnation“, die die Veranstaltung organisierte. Seit der Entwidmung suchen Stadt und Evangelische Kirche eine Nachfolge für das Gebäude. Der Poetry Slam bildete den Abschluss der Ausstellung „Aus unserem Leben in die Freiheit“ über die Schriftsteller Lisa Tetzner und Kurt Kläber in der Flora. Der Slam war vielleicht der Auftakt einer dauerhaften Reihe, wobei die Akustik den Erzählern hörbare Probleme bereitet. Zwischen der Dichtkunst sorgte Kabarettist Ilhan Atasoy für Stimmung.
Die Slammer, wie sich die Poeten von heute nennen, gaben trotz erschwerter Bedingungen ihr Bestes. Neben Newcomern, wie dem Wuppertaler „Zerbolesch“ oder Stefan Hippler, ging mit „Sushi der Slamfisch“ ein alter Hase der Szene in den Ring. Die weibliche Dichterriege wurde durch Emel („ML) aus Bochum und Lokalmatadorin Sarah Marie Latza vertreten. Die Gelsenkirchenerin „slammt“ erst seit einem Jahr, schaffte es am Samstag aber auf Anhieb ins Finale. Für die Design-Studentin reichte es mit nachdenklicher Poesie zur Rolle der Menschen, einem Text über Liebe und Abschied, sowie mit einer Geschichte über Kennenlernspiele in ihrer Schulzeit zum dritten Platz. „Sushi der Slamfisch“ sichert sich vor „Zerbolesch“ den Sieg. Wer Sarah Marie Latza & Co. live erleben möchte, hat am 11. November die Gelegenheit. Dann lädt das c@fe-42 in Beckhausen, Gelsenkirchens Poetry Slam-Hochburg, zu einem Slam-Abend ein.