Gelsenkirchen. Die Biologin Birgit Rödder ebnet das Verhältnis zwischen Mensch und Stubentiger und erklärt, warum manche Tiere die Krallen ausfahren oder Probleme mit der Reinlichkeit haben.

„Wenn die Katze mit hoch aufgerichtetem Schwanz auf mich zukommt, dann begrüßt sie mich freundlich“, erklärt Birgit Rödder. Und schon sind sie drin im Thema, die Teilnehmer des ersten Katzenseminars im Tierheim, das eine Verständnishilfe sein soll für den Menschen und seinen Stubentiger.

Hundeexperten gibt es heute an jeder Ecke. Menschen, die mit Katzen arbeiten, sind dagegen selten. Wobei die Basis so unterschiedlich gar nicht ist. Denn auch hier gilt, Grundstein für ein gutes Miteinander ist eine gute Beziehung zwischen Mensch und Tier. Doch die ist nicht immer leicht herzustellen, spricht man die Katzensprache nicht. In der Not kann Birgit Rödder helfen. „Ich löse Problemverhalten“, erklärt die Biologin, die seit elf Jahren nur mit Samtpfoten arbeitet. „Katzen galten lange als nicht erziehbar. Ich sehe das anders. Man kann ihnen schon etwas beibringen.“

„Da stimmt was nicht“

Nur, die wenigsten Halter tun das. „Bei Hunden wird mehr Wert darauf gelegt, weil die mehr an die Öffentlichkeit gehen. Dazu kommt, dass Katzenhalter ihr Tier als eigenes Wesen sehen und die Toleranz dort viel größer ist.“ Die Probleme aber sind häufig da und auch ähnlich wie beim Hund. Die Aggression gegenüber Artgenossen ist ein solches. „Nicht selten sind auch Aggressionen gegenüber dem Menschen. Das liegt an den vielen Handaufzuchten. Da findet nicht ausreichend Sozialisierung statt.“

Ein großes Problem bei Katzen kann auch Unsauberkeit sein. Für Birgit Rödder ein eindeutiges Zeichen. „Da stimmt etwas nicht.“ Was genau, das heraus zu finden ist nicht einfach. Es kann das Umfeld sein, das Futter oder die Beziehung zum Menschen ist gestört.

Und hier ist man wieder beim Kern des Seminars, das auch etliche Menschen besuchen, die sich erst ein Tier anschaffen, sich vorher informieren wollen. Einen Leitfaden, welche Rasse wie ist, gibt es bei Katzen aber nicht. „Die Prägungsphase ist da viel wichtiger“, spielt sie auf die vielen Jungtiere an, die gern vom Bauernhof geholt werden. „Diese Tiere an den Menschen zu gewöhnen, ist nicht so einfach.“ Und dann hat die Expertin doch eine Grundregel parat: „Schlanke Rassen sind aktiver, die runden eher nicht.“ Einige im Raum schmunzeln.

Immer wieder werden auch Fragen gestellt. Wie man etwa mit dem Kratzen an Möbeln und Tapeten umgeht. „Erst mal sollte man klären, ob der Halter die Ursache ist, oder das Tier sich nur die Krallen schärft. Dafür kann man fluchtartig den Raum verlassen. Hört die Katze dann auf, ging es um mich.“ Dann sei es wichtig, Alternativen anzubieten. So könne man Kratzbäume aufstellen. „Die sehen heute auch ganz schön aus.“ Durch Spiel und Belohnung kann der Halter dann den Kratzbaum für die Samtpfote attraktiv machen. „Damit ist dann allen gedient.“ .