Beate Rehbein ist zurück, die umtriebige Journalistin, die im Roman „Hydra“ einem kaltblütigen Serienmörder begegnete, der nur eines im Sinn hatte: Rache für die Globalisierungs-Verlierer. Schon damals geriet die furchtlose Rehbein in Schwierigkeiten, und scheinbar kann sie es nicht lassen – denn im Nachfolgewerk wandelt sie nun auf dem „Todespfad“. Genau so heißt nämlich der neue Thriller von Chris Marten, dem bejubelten Autor von „Hydra“.
Und dabei können wir an dieser Stelle ein Geheimnis lüften: Chris Marten ist nämlich in Wirklichkeit ein Pseudonym, hinter dem sich der Gelsenkirchener Dr. Herbert Knorr aus Bulmke und seine frühere Deutschlehrerin Birgit Biehl verbergen.
„Wenn wir gewusst hätten, dass dieses Pseudonym so oft zu Verwechslungen mit Chris Martin, dem Sänger von Coldplay, führt, dann hätten wir uns wahrscheinlich für einen anderen Namen entschieden“, sagt Herbert Knorr lachend. „Für uns war bei der Namensfindung nur wichtig, dass der Name sowohl männlich als auch weiblich gedeutet werden kann. Und bei Chris ist das ja der Fall.“
Einen internationalen Klang hat der Name zudem, und so glaubt mancher Rezensent in einschlägigen Leseforen, einen englischen oder amerikanischen Romanautor in der Übersetzung zu lesen. Gestutzt wird dann jedoch bei den Orten, in denen die Geschichte spielt. „Todespfad“ etwa beginnt mit dem Mord eines afrikanischen Mädchens in Essen-Nord, springt dann über Gran Canaria nach Paris und endet mit einem nervenaufreibenden Showdown im Löwenkäfig der Zoom-Erlebniswelt in Bismarck.
Dabei betont Herbert Knorr, seines Zeichens Leiter des Westfälischen Literaturbüros Unna und von Europas größtem Krimifestival „Mord am Hellweg“: „Das ist absolut kein Regionalkrimi. Erstens, weil es ein Thriller ist. Und Zweitens, weil er eigentlich überall spielen könnte. Wir haben uns lediglich für Essen und Gelsenkirchen entschieden, weil wir uns hier auskennen“. Das ist kein Wunder, denn Knorr wurde hier geboren. „Und auch meinen ersten Beruf als Bankkaufmann habe ich hier in Gelsenkirchen gelernt“, sagt er. Erst später, als er am Oberhausener Tageskolleg sein Abitur nachholte, lernte er Birgit Biehl kennen: „Sie war eine unglaublich genaue Deutschlehrerin. Und ich muss sagen, sie hat meine Liebe zur Literatur geweckt.“
Noch Jahre später treffen sie sich regelmäßig, bei einem dieser Treffen entsteht spontan die Idee, gemeinsam einen Roman zu schreiben. „Wir haben dann gemeinsam einen Plot entwickelt, der gesellschafts- und sozialkritisch, aber auch in zehn Jahren noch aktuell sein sollte“, erzählt der Autor. „Hydra“, das Erstlingswerk, traf gleich ins Schwarze – vor allem, weil die Hintergründe der Geschichte so gut recherchiert waren, dass der Thriller haarsträubend real erschien. „Todespfad“ reiht sich nahtlos in diese Tradition ein. Diesmal geht es um Menschenhandel, afrikanische Stammesrituale, korrupte Polizisten und eine rätselhafte Mordserie.
„Wir haben auch wieder gründlich recherchiert. Birgit, die ja Afrikakennerin ist, hat sich direkt vor Ort schlau gemacht über die verschiedenen Rituale. Und ich war sogar in einem Kölner Bordell, um die entsprechenden Szenen detailgenau schildern zu können. Spannend war aber auch, dass wir im Zoom hinter die Kulissen schauen durften. Denn wann kann man schon einmal einen Löwenkäfig von innen sehen“, erzählt Herbert Knorr mit leuchtenden Augen.