Gelsenkirchen. Mit einem runden Tisch soll es beginnen. Denn in der Feldmark wollen Projektentwickler die Menschen dafür gewinnen, über Ideen den Stadtteil neu zu entwickeln.
An einem Tisch können in der Regel viele Menschen Platz finden. Für Feldmarker Projektentwickler kann er nicht groß genug sein, um Bürger zu vereinen, die Ideen für eine Aufwertung des Stadtteils entwickeln. Der „runder tisch feldmark“, der sich im Juni gegründet hat, will wissen, wo den Feldmarkern der Schuh drückt, was sie vermissen, was sie verbessern wollen.
Seit über 30 Jahren wohnt Hermann Pelka in der Feldmark. Er vermisst das nachbarschaftlich vertraute Miteinander. „Ich fühle mich häufig als Fremder in meiner Heimat.“ Der Rentner ist überzeugt, dass Bürger mit Migrationshintergrund und Ur-Feldmarker noch viel zu oft nebeneinander leben. Pelka, der ehrenamtlich auch als Nachbarschaftsstifter versucht, Menschen aus der Sprachlosigkeit herauszuführen, will mithelfen beim Aufbau des neuen Feldmarkbildes.
In die erste Runde gestartet sind Vertreter aus Politik, den Kirchengemeinden, Senioren- und Jugendeinrichtungen, der Wohnungswirtschaft oder Pflegediensten. Zunächst planen die Gründer, am 12. November über die Zukunftswerkstatt als Art Denkschmiede eine Bestandsaufnahme des Stadtteillebens mit Negativ- wie Positivbeispielen. Sie erhoffen sich von den Teilnehmern im stadt.bau.raum eine Wunschliste, möglichst gefüllt mit Ideen, Anregungen und ersten Konzepten. Dabei geht es der Runde zunächst um die Aufwertung des Quartiers rund um den Schillerplatz und die Küppersbuschstraße.
Für Andreas Hubweber, Leiter des Medicare Pflegedienstes, steht die Stabilisierung des Zusammenhalts im Quartier ganz oben auf der Agenda: „Wir müssen die Kommunikationsstruktur verbessern und Integration durch Begegnung fördern.“
Ute Trapp, Geschäftsführerin der VEWO-Wohnungsverwaltung, sieht auch Diskussionsbedarf mit den Bürgern über den gewünschten Wohnraum. „Natürlich sind wir an einem langwertigen Erhalt der Immobilienbestände interessiert. Dabei ist uns wichtig, zu erfahren, wie und wo Bürger wohnen wollen, welche Qualität sie erwarten.“
Werner Rybarski wiederum hat als Leiter des aGEnda 21-Büros bereits Erfahrungen gesammelt, Bürger zur Mitarbeit zu bewegen: „Ich sehe unsere Aufgabe darin, Projekte anzuschieben, die dann mit bürgerschaftlichen Engagement fortgesetzt werden. Menschen sollen spüren, dass sich mehr verändert, wenn sie selbst aktiv werden.“
Sozial ausgewogen und ökologisch nachhaltig stellt sich der 57-Jährige Stadtteilpolitik vor. Doch er weiß, dass erst die Menschen zur Mitarbeit gewonnen werden müssen: „Wir steigen zunächst an flacher Stelle in den Fluss.“ Die Initiatoren sehen den Schlüssel für mehr Vitalität im Stadtteil in der Kinder- und Jugendarbeit. Auch die Parteien sind angesprochen.
SPD-Ratsfrau Michaele Marquardt will mitmachen, unterstützt den Selbsthilfegedanken der Bürger. Gemeinsam mit Hermann Pelka und Dana Köllmann von der Firma Stallmann hat sie Einladungen an Bewohner und Plakate in Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen verteilt. Ute Trapp hofft auf Mobilität der Feldmarker: „Wenn die Leute erkennen, hier will ich bleiben, dann haben wir schon viel gewonnen.“