Es blinkt, klingelt, rattert, schillert und bewegt sich etwas im Untergeschoss des städtischen Kunstmuseums. Keine Spur von alten Ölschinken – hier gibt es leuchtende Skulpturen, klingende Scheiben und Bilder, die ihr Aussehen verändern.

Anfassen ist bei vielen Werken nicht nur erlaubt, sondern sogar gewünscht. „Wir haben die größte öffentliche Kinetiksammlung in Deutschland”, sagt Museums-Chefin Leane Schäfer stolz. Ein Pfund, mit dem Gelsenkirchen wuchern kann, und doch ist diese seit den 1960er Jahren stetig gewachsene Sammlung immer noch so etwas wie ein Geheimtipp. Das soll sich ändern, spätestens 2010 im Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr. Dann wird die Kinetische Sammlung um Leihgaben aus der Kunsthalle Recklinghausen und dem Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl erweitert und soll Kinetik-Begeisterte aus aller Welt anziehen. „Wir werden bis 2010 die Sammlungsabteilungen hier im Museum umstrukturieren – und die Kinetik als einen von drei Schwerpunkten in ein neues Licht rücken”, erklärt Leane Schäfer. Schon jetzt braucht sich die Dauerausstellung allerdings nicht zu verstecken: Die rund 100 Exponate sind für Jedermann zugänglich. Und das kostenlos. Jeden Tag (außer montags).

Die Namen der Künstler, deren Werke hier vertreten sind, lesen sich wie ein „Who is Who” der Kinetik-Szene: Leo Erb ist dabei, der Amerikaner George Rickey, der Italiener Gianni Colombo, Günther Uecker mit seinen Nagelbildern sowie Heinz Mack, Mit-Begründer der Düsseldorfer Künstlergruppe „ZERO”.

Mit einem Besuch von ZERO in Gelsenkirchen verfestigte sich Anfang der 1960er Jahre der Wunsch, das Kunstmuseum in Bewegung zu versetzen: Kinetik ist abgeleitet von dem griechischen Wort für Bewegung.

Die Werke arbeiten mit Schall, speziellen Motoren oder komplizierten Pendelkonstruktionen. Den Auftakt unserer neuen Kinetik-Reihe, die wir heute in der WAZ starten, macht ein Werk, das gleich im Eingang zur Sammlung steht: „Heavy Metal Instrument” heißt dieser riesige Gong des Ungarn Sandro Antal aus dem Jahr 1982, das 1993 zur Gelsenkirchener Sammlung stieß.

Der Künstler lebt in Düsseldorf und ließ sich unter anderem von der Stahlindustrie des Ruhrgebiets zu seinen Skulpturen inspirieren. Zum Kunstwerk im hiesigen Museum gehört ein Stahlschlegel mit Lederkopf, mit dem die Besucher auf den Gong mit zwei Metern Durchmesser einschlagen können. Die Klangwelle, die dabei entsteht, ist nicht nur hör-, sondern auch fühlbar. Diese Kunst ist eben nicht nur etwas für den Kopf, sondern auch für den Bauch.