Ludwig Baum war am Sonntagmorgen zu Gast in der Consol-Reihe: "Freundschaftsspiel". Der frühere MiR-Intendant rezitierte Texte von Heinrich von Kleist, für die musikalische Begleitung sorgte der Hausherr Michael Gees am Flügel.

„Ich bedanke mich bei Ihnen, dass ich Stühle schleppen musste!” So begrüßte Michael Gees am Sonntagmorgen das zahlreich erschienene Publikum in der Kellerbar des Consol Theaters. Das „Freundschaftsspiel”, eine Matinee mit dem Consol-Hausherrn und prominenten Gästen hat sich offenbar schnell zur Traditionsveranstaltung entwickelt.

Dieses Mal war Ludwig Baum zu Gast, langjähriger MiR-Intendant. „Er ist der Mann, dem der Bestand des MiR in den schweren Zeiten der 90er und späten 80er Jahre zu danken ist”, so Gees. „Ohne ihn hätten andersdenkende Menschen das Haus längst abgewickelt.” Die Idee eines gemeinsamen literarisch-musikalischen Programms entstand vor gut einem Jahr.

Ludwig Baum, angeschlagen durch eine Bronchitis, hatte Texte Heinrich von Kleists ausgewählt. „Wie kommt ein Opernfuzzi dazu, Kleist zu lesen?”, fragte er selbstironisch und erläuterte, dass er gelernter Schauspieler und Volksschullehrer sei. Eine Erinnerung an diese Zeit bildete den Höhepunkt am Schluss der Lesung: Baum stand von seinem Tisch auf und rezitierte den Monolog des Sosias aus „Amphitryon”, den er einst als Abschlussprüfung an der Schauspielschule darbieten musste, unter vollem Körper- und Stimmeinsatz. Michael Gees unterlegte den Vortrag mit Variationen über das „Pink Panther”-Thema.

Derartige Abwechslung tat gut, denn die anderen Texte gerieten teilweise etwas eintönig, obwohl Ludwig Baum zweifellos ein Rezitator ist, der zu fesseln versteht. Gees steuerte am Flügel Auszüge aus seinem Programm „Vorbild und Nachklang” mit Schumann-Adaptionen bei. Mit farbiger Gestaltung und nuancenreichem Anschlag schuf er Stimmungen, die Baums Lesungen perfekt einrahmten.