"Sonnen- und Schattenseiten” sieht Rüdiger von Schoenfeldt in der Kriminalitätsstatistik fürs Jahr 2008. Die auffälligste Entwicklung: „Wir haben in Gelsenkirchen ein Problem mit Tatverdächtigen unter 21 Jahren”, so der Polizeipräsident.
Insgesamt waren 30 Prozent aller Tatverdächtigen unter 21 Jahren (2007: 27 %). Besonders hoch ist ihr Anteil bei Raubüberfällen, gefährlicher Körperverletzung sowie Straßen- und Gewaltkriminalität. Und: Immer mehr Jugendliche begingen Straftaten unter Alkoholeinfluss. „Hier ist die gesamte Gesellschaft gefragt”, so der Polizeipräsident.
Unterm Strich sind die Fallzahlen in Gelsenkirchen um 5,51 Prozent gestiegen - von 23 371 Straftaten im Jahr 2007 auf 24 612 im Jahr 2008. Im Trend liegt die Stadt damit nicht: In NRW gab es im vergangenen Jahr ein Minus von 2,8 Prozent. Mit dem Anstieg der Straftaten hat Gelsenkirchen seinen Spitzenplatz eingebüßt und liegt damit im Ruhrgebietsvergleich der Städte „nur” noch auf Platz 3 hinter Bochum und Recklinghausen; in NRW ist die Stadt von Rang 3 auf 8 zurückgefallen. Auffällig: Auch der deutliche Rückgang der Straftaten in 2007 war gegen den Trend.
Die klarsten Veränderungen zum Negativen hat es bei den Delikten Betrug und Diebstahl gegeben. Nur ein leichtes Plus gab es dagegen bei der Gewaltkriminalität. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen ging (erneut) leicht zurück auf 722.
Beim Blick auf die Tatorte gibt es ein Nord-Süd-Gefälle, das sich in 2008 noch verstärkt hat: 59 Prozent aller Straftaten wurden südlich des Kanals verübt, 41 Prozent im Norden. Wegen der jüngsten Auffälligkeiten im Stadtsüden hat die Polizei in Kooperatin mit der Stadt bereits 2008 reagiert und die Aktion „Ge-OS” („Gemeinsam für Ordnung und Sicherheit”) ins Leben gerufen (wir berichteten). Die Verstärkung der Polizei-Präsenz im Postleitzahlbezirk 45 879 (u.a. Altstadt, Neustadt) sei bisher erfolgreich, so Kriminaldirektor Jörg Henschel. Deshalb werde das Schwerpunktprogramm Ge–OS auch um ein halbes Jahr bis Ende September verlängert und bei Bedarf auch auf andere Bezirke ausgeweitet. Noch mehr „Sonnenseiten” sieht die Polizei bei der Aufklärungsquote, die 2008 die 50-Prozent-Hürde genommen hat (2007: 49,77).
Erstmals (offiziell) erfasst worden ist die „Tatörtlichkeit Schule”: 265 Straftaten wurden 2008 in Gelsenkirchen registriert, davon allein 108 Körperverletzungen und 53 Diebstähle.