Sie ist schon lange in Deutschland angekommen. Shan Gao hat Freunde in Gelsenkirchen und in Köln, sie hat seit über zwei Jahren einen deutschen Freund, und auf die Frage, ob ihr zehnmonatiger Sprachkurs nach ihrer Ankunft in Deutschland 2001 denn ausreichend gewesen sei, antwortet sie kess: „Nö.”

Montags und mittwochs gibt die 28-jährige Studentin (Angewandte Informatik an der FH Gelsenkirchen im achten Semester) am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Buer Chinesisch-Kurse für die VHS. Außerdem leitet sie die China-AG am Gauß-Gymnasium in Bulmke. „Ich liebe meine Sprache und finde es toll, dass ich sie verbreiten kann. Ich bin begeistert, dass viele Leute Chinesisch lernen wollen. Es ist keine einfache Sprache, aber meine Teilnehmer sind fleißig. Und dadurch bin ich noch motivierter.”

Die Tür zu Raum 22 in der Goldbergstraße 93 geht auf. „Wan Shang Hao”, begrüßt die erste Kurs-Teilnehmerin Shan Gao. Das heißt „Guten Abend”. Ihr Verhältnis zu ihren „Schülern” beschreibt die Asiatin als gut und persönlich. Berührungsängste gibt es auf keiner Seite. Bevor die Unterrichtseinheit anfängt, möchte eine der acht Teilnehmerinnen (plus zwei Männer; Zwölf Teilnehmer im zweiten Kurs) wissen, ob denn tatsächlich alle Chinesen schwarze Haare haben? „Ich hatte einen einzigen Kollegen mit dunkelblonden Haaren”, antwortet sie.

„Sicherlich habe ich Heimweh”, sagt die 28-Jährige, „Im Juni 2001 bin ich in Köln gelandet und das erste halbe Jahr war wirklich schwer.” Das Gegenmittel sind regelmäßige Flüge nach China. Shan Gao kommt aus der Hafenstadt Tianjin, die 10,5 Millionen Einwohner zählt und 120 Kilometer südöstlich von Peking liegt. Etwa alle anderthalb Jahre fliegt sie in ihre Heimat: „Da bleibe ich mindestens einen Monat, sonst lohnt sich das nicht.”

„Okay, wir wollten die Zahlen noch üben”, sagt sie freundlich, aber bestimmt. Das Unterrichten hat Shan Gao in ihrer Heimat gelernt. Nach sechs Jahren Grundschule und drei Jahren Mittelschule absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung zur Grundschullehrerin („Dafür muss man heute allerdings auch studieren”), bevor sie anderthalb Jahre Geschäfts-Englisch an der Uni belegte. In Deutschland machte sie in Köln eine Ausbildung zur informationstechnischen Assistentin, 2006 startete sie in Buer ihr Studium. „Ich hoffe, ich bin in einem Jahr fertig”, sagt die angehende Informatikerin. Anschließend möchte sie in einer großen Firma arbeiten. In Deutschland? „Natürlich! Ich kann meinen Freund doch nicht alleine lassen.”