Gelsenkirchen. Wer kennt sie nicht, die unzähligen Persönlichkeitstests in Zeitschriften, die irgendwie helfen sollen sich selbst oder den Partner einzuschätzen.

Doch auch bei den vierbeinigen Lebensgefährten gibt es bestimmte Typen, erklärte Günther Bloch am Wochenende bei einem Seminar im Tierheim. Und um den zu bestimmen wurden auch hier einige Hunde getestet um gleich darauf bestimmte Übungen mit dem Hund zu machen.

Günther Bloch, bekannt aus Funk und Fernsehen, ist nicht nur Hundeexperte, sondern auch Wolfsforscher, lebt und forscht in Kanada. Und jene wenig domestizierten Tiere standen im Mittelpunkt eines einführenden Vortrages. Auch Wölfe lassen sich in bestimmte Typen einteilen. Grundsätzlich gibt es davon drei, den Kopftypen, den geselligen Hund und die „Seelchen“. Anhand eines Filmes half Bloch, diese Typen zu unterscheiden und zu verstehen. Denn nur das ist für ihn die Basis für ein gutes Verhältnis zwischen Mensch und Hund. „Die Beziehung ist wichtiger als die Erziehung“, betonte der Rheinländer immer wieder, der es verstand, viele Fehler der Halter humorvoll anzugehen und so nicht nur informierte, sondern auch unterhielt.

Wesentlich sei es, so Bloch, zu verstehen, wie unterschiedlich Mensch und Hund ticken. Der Mensch, als Primat, sei egoistisch, der Hund dagegen immer kooperativ. „Alle Caniden stecken den Egoismus zurück. Und das erwartet der Hund von uns Menschen. Sonst versteht der uns nicht.“ Und gleich ein Beispiel: „Selbst fressen macht fett, so funktioniert der Primat.“ Der Wolf dagegen sei anders, teile die Beute und trage sie sogar kilometerweit, um die Jungen zu ernähren.

Auch mit vielen Thesen der Hundeerziehung räumte Günther Bloch auf. „Wölfe erziehen ihre Jungen nicht“, erklärte er. „Die Erwachsenen machen, die Jungen orientieren sich daran. Und da krankt die Mensch-Hund-Beziehung.“

So sei zum Beispiel das Schnappen nach den Jungen keine erzieherische Maßnahme. „Die Jungen gehen den älteren Tieren auf den Zeiger. Und das teilen die denen völlig spontan mit. Da gibt es keine große Philosophie.“ Doch was simpel klingt, birgt für den Halter Herausforderungen. Denn er muss zum Leitwolf werden, durch seine Souveränität und die Beziehung zum Tier dieses führen lernen. „Denken sie wir ihr Hund“, empfahl Bloch, sich auf die Verhaltensweise der Vierbeiner einzulassen. „Leittiere handeln wie Uhrwerke – präzise und verlässlich.“

Nach einer solch humorvollen aber dennoch tiefgründigen Einführung ging es an die Praxis. Hier setzte Günther Bloch auch darauf, den Hund vom Hund lernen zu lassen, schuf über die Leine sogar eine Verbindung zwischen den Tieren. Und so rüpelhaft das manchmal aussah, so schnell gab der Erfolg dem erfahrenen Hundeexperten Recht. Die rund achtzig Teilnehmer des Seminars konnten vielfach nur noch staunen, was da geschah. Und so blieb bei vielen am Ende vor allem eine Erkenntnis hängen – wer einen Hund hält, der muss sich auf ihn einlassen und lernen, dessen Sprache zu sprechen.

Pizza-Hunde

Günther Bloch arbeitet nicht nur seit Jahren mit Hunden, er erforschte sie auch. Lange Zeit beobachtete er in Italien Straßenhunde, die er liebevoll „Pizza-Hunde“ nennt. Derzeit hat er sich vor allem den Wölfen verschrieben, die er in Kanada beobachtet und deren Verhalten er filmisch dokumentiert. Über seine Arbeit hat er mehrere Bücher geschrieben.