Gelsenkirchen. . Ob Star Wars, Dirty Dancing oder Eisenbahn-Doku: Bei Total Recall ist erlaubt, was gefällt. In zehn Minuten müssen die Teilnehmer der Publikums-Jury ihren Lieblingsfilm erzählen.
Alles fing 1999 im Düsseldorfer Malkasten an. Da stellten sich erstmals Leute hin und erzählten in einem Wettbewerb ihre Lieblingsfilme nach – in nur zehn Minuten. Als Experiment hatte Bernd Terstegge (47) „Total Recall“, das Internationale Festival des nacherzählten Films, damals auf seinen erweiterten Freundeskreis losgelassen. „80 Leute saßen im Publikum und nach einer Weile sagte jemand: ,Merkt Ihr was? Die sind alle noch da.’“, erinnert sich Bernd Terstegge an den Ur-Erfolg von Total Recall.
Bislang wurden insgesamt 500 Filme nacherzählt – bei 26 Festivals in Berlin, Kassel und Zürich etwa. Die Sieges-Trophäe – die „Silberne Linde“ – wird das nächste Mal am Samstag im Rahmen des Festivals der Freien Kulturszene „Hinterm Tellerrand geht’s weiter“ in der Kaue verliehen – und damit erstmals auch in Gelsenkirchen.
Dabei hat Total Recall zumindest einen Teil seiner Wurzeln hier. Seine Idee vom Festival des nacherzählten Films hat der zwischen Essen und Berlin pendelnde Bernd Terstegge nämlich mit dem Gelsenkirchener Axel Ganz realisiert. Seit drei Jahren kümmert sich Terstegge, Dozent für Fotografie und Trickfilm an der Folkwangschule und Produzent von Animationsfilmen, alleine um Total Recall: „Das Konzept ist das gleiche geblieben.“
Alleine oder zu zweit
Und das Konzept sieht vor, dass derjenige gewinnt, den das Publikum bei der Abstimmung mit den meisten Punkten bedenkt. Die Filme, die die Teilnehmer alleine oder zu zweit auf der Bühne nacherzählen, müssen nicht faktisch nüchtern rekonstruiert werden. Erfahrungsgemäß, so Terstegge, fließe beim Erzählen auch immer ganz viel Bewertung mit ein.
„Das Festival lebt einerseits von einer gewissen Leichtigkeit. Aber andererseits nehmen wir es ernst – mit einer gewissen Portion Ironie“, sagt Terstegge. „In der Kneipe hätte es nur eine Lachnummer werden können. Deshalb gibt es den seriösen Überbau.“
Besonders häufig melden die Teilnehmer sich mit Werken von Stanley Kubrick bei Total Recall an. Auch „Vom Winde verweht“, „Dirty Dancing“, „Star Wars“, „Der Club der toten Dichter“ und „Einer flog übers Kuckucksnest“ würden gerne genommen. Aber auch mit der Nacherzählung einer Eisenbahn-Dokumentation habe ein Teilnehmer schon mal gewonnen. Dass die Wahl auf solch außergewöhnliche Filme falle, sei keineswegs eine Seltenheit, betont Terstegge. „Es ist noch nie jemand mit einem Film abgelehnt worden“, sagt er und unterstreicht die wohlwollende Atmosphäre des Festival-Publikums, das auch mal mit Stichwörtern unter die Arme greift, wenn jemand auf der Bühne nicht weiter weiß.