Gelsenkirchen.

Wer genau hinschaut, der Entdeckt die Einflüsse von Paul Klee und Wassily Kandinsky sofort: Margaret Camilla Leiteritz lernte einst bei den beiden Künstlern und bei Mies van der Rohe am Bauhaus ihr Handwerk. Eine Auswahl ihrer Werke ist bis zum 27. November im Kunstmuseum Gelsenkirchen an der Horster Straße 5-7 zu sehen. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag um 11.30 Uhr.

Dabei sind die Bilder der Malerin, die 1907 in Dresden geboren wurde und 1976 in Karlsruhe verstarb, ebenso spannend wie ihr Lebenslauf. Und der Lebensweg ist im Umkehrschluss auch der Schlüssel zu ihren Werken. Denn Margaret Camilla Leiteritz absolvierte zuerst eine Ausbildung als Bibliothekarin, bevor sie von 1928 bis 1931 am Bauhaus in Dessau studierte. „Sie kam dort mit den bedeutenden Künstlern ihrer Zeit in Kontakt. Doch als der Krieg ausbrach, sprach man lieber nicht mehr vom Bauhaus“, deutet Dr. Heinrich P. Mühlmann an, der in Dorsten wohnt und den kompletten Nachlass der Künstlerin verwaltet.

„Sämtliche Werke von Margaret Camilla Leiteritz, die vor den Kriegsjahren entstanden, sind während des Krieges verloren gegangen. Von einigen gibt es noch Fotos, aber der Großteil der Arbeiten ist einfach weg“, sagt Mühlmann, und erzählt dann, dass Leiteritz als Bibliothekarin arbeitete, um nicht arbeitslos zu sein.

„So hat auch mein Vater sie kennengelernt, der sie als Leiter des Instituts für Gastechnik, Feuerungstechnik und Wasserchemie der Technischen Hochschule Karlsruhe als Bibliothekarin und Leiterin der Literaturstelle einstellte“, erinnert sich der Dorstener.

Und auf diesem Weg kam Margaret Camilla Leiteritz dann zu ganz neuen Inspirationsquellen: Fasziniert von den technischen Diagrammen, Sinuskurven und Rastern in den Büchern, die sie verwaltete, ließ sie diese Elemente auch in ihre Kunst einfließen. Ganz deutlich zeigt sich dies in ihrem Werk „Null Ebene“, das 1961 entstand und nun in Gelsenkirchen zu sehen ist. „Die Sinuskurve sieht hier allerdings aus wie ein Segelboot, das sich im Wasser spiegelt“, sagt Museumsleiterin Leane Schäfer. Auf anderen Bildern kreuzen sich Linien, helle Punkte werden in Szene gesetzt und Schattierungen herausgehoben. Leiteritz spielt mit den Farben, von leuchtendem Sonnengelb über Kobaltblau bis hin zu dunklen Brauntönen ist hier alles vertreten.

„Ich finde es sehr schön, dass wir die Gelegenheit haben, diesen Schatz zu heben. Denn die Werke von Margaret Camilla Leiteritz passen richtig gut hier ins Haus“, betont Leane Schäfer. Und für Kunstinteressierte aus der Region ist es vielleicht die letzte Gelegenheit, Werke von Margaret Camilla Leiteritz im Original zu sehen, denn nach dem Zwischenstopp in Gelsenkirchen wandern die Bilder weiter nach Steinfurt-Borghorst, wo ein Bauhaus-Zentrum entstehen soll.