Gelsenkirchen. Dass die Stadtmarketinggesellschaft Gelsenkirchen mbH (SMG) in ihrer aktuellen Form ein Auslaufmodell ist (zum 31. Dezember 2011), daran besteht für keine Fraktion ein Zweifel.

Allerdings sehen CDU, Grüne und FDP noch einige offene Fragen, weil ihnen die Beschlussvorlage der Verwaltung im Detail nicht weit genug geht. Die Konsequenz daraus lautete: Im Haupt-, Finanz-, Beteiligungs- und Personalausschuss (HFBP) wurde am Donnerstagabend noch nicht über die Zukunft – respektive die Vergangenheit – abgestimmt. Das wird nun erst im Rat geschehen, der am 20. Oktober um 15 Uhr an der Emscherstraße tagen wird.

Nichtsdestotrotz erhielt Oberbürger Frank Baranowski ein von ihm gewünschtes, klares Signal, das er als Vertreter der Stadt (sie ist Mehrheitsgesellschafterin der SMG) mit in die Gesellschafterversammlung am Freitag nehmen konnte. Klaus Haertel, Fraktionschef der SPD, akzeptierte für seine Partei den Beratungsbedarf der anderen, sagte aber in Richtung OB: „Wir werden im Rat zustimmen, damit es keine Unklarheiten über die Entwicklung nach dem 31. Dezember gibt.“

Was CDU, Grüne und FDP vermissten, waren nicht etwa die Gründe für die Restrukturierung der SMG, es waren die Perspektiven. Wolfgang Heinberg (CDU) fragte nach einem Wirtschaftsplan für die Zukunft. Peter Tertocha (Grüne) fehlten u.a. mögliche Perspektiven der SMG und die Namen der beiden zukünftigen nebenamtlichen Geschäftsführer.

Genau beobachten

Nach WAZ-Informationen sind Markus Schwardtmann (Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation) für die inhaltliche Führung und Wilhelm Weßels (Geschäftsführer Nordsternpark Pflege GmbH) für die kaufmännische Leitung im Gespräch. Die Stelle für das Marketing dagegen soll ausgeschrieben werden. Der- oder diejenige könnte, so Baranowski, vielleicht auch mal hauptamtlich als Geschäftsführung eingesetzt werden. „Das aber müssen wir erst einmal abwarten und die Entwicklung der SMG über einen Zeitraum hinweg genau beobachten.“

Diskutiert wurde auch der künftige Standort. CDU und Grüne halten das neue Hans-Sachs-Haus für nicht optimal; dort soll im Atrium eine so genannte „Gelsenkirchen-Lounge“ eingerichtet werden. Für eine Zentrale der SMG vielleicht, aber sowohl Werner Wöll (CDU) als auch Tertocha argumentierten für eine Dependance im Bahnhof oder am Vorplatz, um die Menschen dort abzuholen, wo sie ankommen. Etwa an den Bundesliga-Spieltagen.

Frank Baranowski hielt argumentativ dagegen: „Die Frequenz am Bahnhofvorplatz ist spärlich, wir haben eine Erhebung durchgeführt. Der Bahnhof ist auch keine großartige Drehscheibe für Touristen, wie er es in Zeiten der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war. Viele Gäste kommen mit dem Bus in die Stadt und werden direkt zu ihren Zielen wie Zoom-Erlebniswelt oder Maritim gefahren.“ Auf die Idee mit der Lounge im Hans-Sachs-Haus sei man außerdem auch gekommen, um an diese Tradition anzuknüpfen: „Früher war dort immer der Verkehrsverein platziert.“ Klaus Haertel (SPD) erinnerte daran, dass es für andere Lösungen als das Hans-Sachs-Haus auch überhaupt kein Geld geben würde.

Beratungsgespräche

Für das Ladenlokal am Bahnhofvorplatz, in dem die SMG noch logiert, favorisiert die Verwaltung eine Folgenutzung. Einen Leerstand will man sich dort angesichts einer Miete, die laut Baranowski „nicht von schlechten Eltern“ sei, nicht leisten. Nach WAZ-Informationen soll das Familienbüro dort künftig etabliert werden, zumal es neben der Empfangssituation mit Theke im Zugangsbereich auch mehrere Möglichkeiten gibt, in Einzelräumen Beratungsgespräche durchzuführen.

Niemand wird entlassen

Die SMG wird künftig völlig neu aufgestellt. Das heißt konkret:

Die Geschäftsführung und ein persönlicher Mitarbeiter scheiden aus. Die acht weiteren Mitarbeiter, die aus der Stadtverwaltung kommen, werden zum Teil neue Aufgaben erhalten; Entlassungen wird es nicht geben.

Die Sonderbereiche Wochenmärkte und öffentliche Toilettenanlagen sollen auf die Gelsendienste übertragen werden. Für den Bereich Toiletten gibt es einen zusätzlichen Antrag der CDU. Sie schlägt vor, die Neuerrichtung von Anlagen im Stadtgebiet auf der Basis des mit der Firma Ströer Out of Home Media AG (Köln) bestehenden Vertrages durchzuführen. Die Verwaltung prüft die Details.

Die Verwaltung des Volkshauses in Rotthausen wird auf die Stadt Gelsenkirchen (Wirtschaftsförderung) übertragen.

Die neue SMG soll ab 1. Januar 2012 diese Inhalte verantworten: City- und Standortmarketing (inklusive Veranstaltungen), den City-Service und den Tourismus.

Kapital geschmolzen

Auch finanziell soll das Stadtmarketing auf neue Beine gestellt werden. Bisher gab es eine städtische Grundförderung in Höhe von 480 116 Euro. Zuschüsse der privaten Mitgesellschafter der SMG für den laufenden Betrieb werden laut Stadtverwaltung nicht geleistet. Der Eigenkapitalverzehr der SMG ist groß, auch weil im Verlaufe der vergangenen Jahre kaum frisches Geld in die Kassen gespült worden ist. Im Jahr 2010 gab es einen Fehlbetrag in Höhe von 47 000 Euro (steht auch in 2011 zu erwarten), in 2009 waren es 31 000 Euro, in 2008 waren es 30 000 Euro, im Jahr 2006 sogar 57 000 Euro. Nur für das Jahr 2006 liegt der Fehlbetrag mit 11 000 Euro wesentlich niedriger, was auf die Geschäftsmöglichkeiten zur Fußball-Weltmeisterschaft zurückzuführen ist. Trotz Anschubfinanzierung (1993-1995 in Höhe von 1,48 Mio Euro) ist das Eigenkapital zum 31. Dezember 2010 auf 155 000 Euro geschmolzen.

Oberbürgermeister Frank Baranowski möchte die Gesellschafterstruktur verbreitern und auf diese Weise neue Geldflüsse ermöglichen.