Gelsenkirchen. Vier Unternehmen und ein Verein erhielten jetzt die Auszeichnung „Familienfreundlich“. Weil sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern.
Berufstätige Mütter und Väter wissen, wie es ist, sich spontan auf unvorhersehbare Ereignisse einstellen zu müssen. Wenn etwa das Kind krank und keine Betreuung zur Stelle ist. Oder die Kita geschlossen bleibt, die Tagesmutter ganz plötzlich verreisen muss. Oder ... Was tun? Zu Hause bleiben, weil es nicht anders geht. Aber, was sagt der Chef, was denken die Kollegen?
Junge Familien sind das Paradebeispiel für die vehemente (nicht nur) politische Forderung nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Allerdings trifft eine in ihren Strukturen völlig starr organisierte Arbeitswelt im Notfall nicht nur Eltern oder allein erziehende Mütter und Väter.
In Gelsenkirchen wurden Unternehmen und Vereine, die das Problem erkannt und Maßnahmen ergriffen haben, jetzt zum zweiten Mal belohnt. Das Bündnis für Familien hatte den Preis im Februar ausgelobt – jetzt standen die fünf Gewinner im Rittersaal von Schloss Horst im Mittelpunkt. Eon, FAG e.V. aus Buer die Kinderklinik und Bergmannsheil, das Marienhospital/St. Augustinus und die Gelsenkirchener Polizei nahmen die Auszeichnung von Oberbürgermeister Frank Baranowski entgegen.
Die OB hatte in seiner Rede eingangs darauf hingewiesen, dass es beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf keineswegs nur um Fragen der Kinderbetreuung gehe. „Die Pflege der Eltern und anderer Angehöriger gehört ebenfalls dazu. Familie ist da, wo Menschen unterschiedlicher Generationen füreinander Verantwortung übernehmen“, sagte Baranowski.
Als ein starkes Projekt des Bündnisses für Familien bezeichnete er die Checkliste zur Familienfreundlichkeit, „die bundesweit erste Auflistung, was eine familienfreundliche Stadt ausmacht“. Die neuen Träger des Gütesiegels „Familienfreundliches Unternehmen“ bzw. Verein stellten vor, welche Maßnahmen sie im Sinne der Vereinbarkeit getroffen haben.
Zum Beispiel bei Eon. Heinrich Winkelmann erläuterte die Rahmenbetriebsvereinbarung des Konzernstandorts Gelsenkirchen mit insgesamt rund 3000 Mitarbeitern. Dazu gehören flexible Arbeitszeitangebote, eine Freistellungsregelung in Notfällen, ein Eltern-Kind-Zimmer, Gesundheitscoaching, das jährliche Familien- und Sportfest, Ausbildungsinitiativen oder aber ein Ferien-Austauschprogramm.
Aus einer lockeren Nachbarschaftsrunde ist 1999 der Förderverein Kinder und Jugendliche in der Siedlung Buer-Bergmannsglück - kurz FAG e.V. - geworden. Der hat es sich nach Warten des stellvertretenden Vorsitzenden Klaus-Dieter Lotz zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen ein bisschen Abwechselung in den Alltag zu bringen. Dabei sind schon so Dinge wie Rad- und Kanutouren gelaufen, es gab ein Zeltlager, das zur „Eltern freien Zone“ erklärt worden war und ein soziales Theaterstück.
Im Bergmannsheil und in der Kinderklinik in Buer kennt sich mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon wegen der Mitarbeiterstruktur bestens aus. Immerhin sind von den rund 960 Beschäftigten 77 Prozent Frauen. Inzwischen haben beide Häuser über 80 Arbeitszeitmodelle.
Das Projekt Beruf und Familie hat der Konzern St. Augustinuns 2010 gegründet. Ein Beispiel für familienfreundliches Arbeiten: das Kinderzimmer St. Lucia im Marienhospital Gelsenkirchen. Arbeitszeitmodelle und Arbeitsorganisation steht hier ebenso im Fokus wie Service für die Mitarbeiterfamilien.
Auch bei der der Polizei stehen Teilzeitregelungen und Jobsharing sowie Wiedereingliederungsangebote nach der Familienzeit hoch im Kurs.