Für Alfred May (82) war seine Christel (80) der ganz große Preis. „Er hat mich gewonnen“, zeigt sie mit ihrem Daumen und einem breiten Grinsen im Gesicht auf den glücklichen Mann rechts neben ihr. Heute vor 60 Jahren ließ das Bismarcker Ehepaar sich in der Christuskirche trauen. Noch heute, am Tag ihrer Diamanthochzeit, sind die Mays zufrieden miteinander.

Kennengelernt haben die beiden sich bei ihrem gemeinsamen Arbeitgeber Müller’s Mühle im Stadthafen. Bei einer Karnevalsfeier hatten zwei Müller ein Auge auf die junge Packerin Christel geworfen. „Mein Meister hat damals gesagt: ,Ihr zieht jetzt Streichhölzer. Wer den kürzeren zieht, geht an die Theke, der andere darf mit Christel tanzen.’“ Und so „gewann“ Alfred seine Christel. Die hatte eigentlich Friseurin werden wollen, ihre Ausbildung aber abbrechen müssen. „Ich bekam ,Frost’ in den Händen, weil ich im Winter aus den nicht vom Krieg zerstörten Häusern Wasser holen musste.“ Und so landete sie in der Mühle.

Alfred May kommt ursprünglich aus dem Erzgebirge. Der Marine-Mann verdingte sich nach der Kapitulation als Knecht bei einem Bauern auf Föhr, bevor er auf der Insel seine Müller-Lehre machte. Über eine Zwischenstation in Wünnenberg landete er schließlich in Gelsenkirchen, weil er über das Rote Kreuz erfahren hatte, dass seine Schwester dort lebt. Vom Pütt riet der Arzt ab, im Stadthafen wurde er mit offenen Armen empfangen: „Was? Müller sind Sie? Wann können Sie anfangen?“

Es dauerte nicht lange – nämlich nur von Januar bis Oktober 1951 – und Alfred und Christel gaben sich das Ja-Wort. „Auch beim Schwiegervater war es Liebe auf den ersten Blick“, lacht Alfred. Apropos Liebe – was ist das Geheimnis einer so langwährenden Ehe? „Man muss sich immer wieder in seine Frau verlieben“, verrät der Diamant-Bräutigam.

Alfred und Christel May haben zwei Söhne, zwei Enkeltöchter und einen Enkelsohn.