Gelsenkirchen. . Im Sommer war sie noch eine vorübergehende Kostümwerkstatt für eine Musical-Projekt, jetzt hat der Familientreff Lalok Libre in Schalke die Wohnung für kleines Geld mieten können. Und neuer Raum war dringend nötig.
Ladenlokal, damit kann irgendein Raum gemeint sein. Das „Lalok“ gibt’s dagegen nur einmal in Gelsenkirchen. Versehen mit dem Attribut libre (frei). In Schalke. Seit 25 Jahren hat der multikulturelle Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Familien seinen Sitz an der Grillostraße. Mit den fünf Anfangsjahren des Trägervereins zur Förderung der Kinder- und Jugendarbeit hat das Lalok allerdings schon 30 Jahre auf dem Buckel.
Und noch eine Jahreszahl: 14. Seit ebenso vielen Jahren ist Venetia Harontzas im Team. Der 54-Jährigen ist die Rolle „der Mutter vom Ganzen“ auf den Leib geschrieben. Sie ist eine von zwei hauptamtlich Beschäftigten, die den Laden schmeißen. „Ohne das große ehrenamtliche Team würde dieses Konstrukt allerdings nicht funktionieren.“ Das Lalok-Libre-Konzept, wenn es denn so etwas gibt, sei fließend, immer den Bedürfnissen der Menschen angepasst, die hier her kommen. Menschen unterschiedlicher Nationalität, Menschen mit ganz individuellen Problemen, junge Menschen, Kinder, die der augenblicklichen Lebenssituation entsprechende Unterstützung brauchen. „Wir im Lalok lassen uns nicht einordnen“, lacht Venetia Harontzas verschmitzt. Und doch ist etwas Wahres dran an dem, was sie sagt.
Die Gelsenkirchenerin mit griechischen Wurzeln ist die Organisations-Fachfrau im Laden. „Gender Diversity Management“ heißt die Ausbildung, die sie dazu gemacht hat und die vermittelt, wie man soziale Vielfalt konstruktiv nutzen und individuelle Verschiedenheit im Sinne einer positiven Wertschätzung besonders hervorheben kann. „Meine Aufgabe ist, Vernetzungen zu schaffen“, erklärt Harontzas. Stärken der Menschen im Lalok Libre erkennen und diese entsprechend zu fördern, das gehört zum Alltag im Treff. Die 54-Jährige beschreibt das Anliegen des Teams mit dem Bild eines Hauses mit vielen tragenden Wänden. „Wenn eine Wand weg bricht, wird das ganze Haus instabil.“ Um das Haus intakt zu halten, legen die Mitarbeiter des Lalok großen Wert auf Mitbestimmung im Sinne einer demokratisch organisierten Gemeinschaft.
30 bis 40 Leute sind täglich im Lalok. Die bunte Mischung von Besuchern, Ehrenamtlichen und dem Angebot wird noch unterstrichen durch die vielen „Mitwirkenden“, wie es Venetia Harontzas nennt. Die Falken sind im Boot, der griechische Verein, der Präventionsausschuss, die Awo, der Knappschaftsälteste, in Kooperation mit dem Kulturamt gab und gibt es Veranstaltungen. Partner sind ebenso die Uni Duisburg/Essen, das Probezentrum Consol 04, der Runde Tisch Schalke ...
Dass bei Bildungsangeboten, Gesprächsrunden, Kulturgruppen oder Hausaufgabenbetreuung und Projektarbeit das Ladenlokal im Erdgeschoss des alten Eckhauses irgendwann aus allen Nähten platzt, war eigentlich absehbar. Und dann kam im Sommer das Musical „König der Löwen“ auf Schalke ganz groß raus. Die Hausbesitzerin überließ der Gruppe um Venetia Harontzas vorrübergehend eine leer stehende Wohnung über dem Lalok, die zur Kostümwerkstatt umfunktioniert wurde. „Die Besitzerin kennt unsere Nöte.“ Auch die finanziellen. Und inzwischen gehört die Wohnung zum Lalok. „Für kleines Geld.“