Gelsenkirchen. Zehn Schülerinnen und zehn Schüler der Gertrud-Bäumer-Realschule hörten am Dienstag aufmerksam zu, was Oberleutnant Frank Flügel ihnen über die beruflichen Möglichkeiten bei der Bundeswehr und den Dienst als Soldat berichtete.
Fünf Uhr morgens, irgendwo in Deutschland, in irgendeiner Kaserne. Ein schriller Pfiff, ein lauter Weckbefehl, Türen fliegen auf, hektische Betriebsamkeit . . . Alltag in der allgemeinen Grundausbildung bei der Bundeswehr.
Oberleutnant Frank Flügel erzählt, zeigt einen kurzen Film, gedreht im prallen Ausbildungsleben. Er wirbt für die vielseitigen Möglichkeiten, die der Arbeitgeber Bundeswehr bietet. Aber: Flügel lässt durchaus auch die Kehrseite der Medaille aufblitzen. Auslandseinsätze, die mit Gefahren verbunden sein können oder die Flexibilität, in einer Kaserne in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern oder im ganz hohen Norden stationiert zu sein. Nicht immer ganz einfach, wenn man/frau Familie hat.
41 Jahre alt ist der uniformierte Besucher der Gertrud-Bäumer-Realschule, genauer gesagt der 20 Zehntklässler, die ihn eingeladen haben, um mehr über den Freiwilligendienst bei der Bundeswehr oder einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz mit entsprechend langer Verpflichtung zu erfahren. Ersten Kontakt zwischen dem gelernten Betriebswirt mit Geburtsort Garmisch-Patenkirchen und den Schülern gab es am Berufsinformationstag zum Ende des alten Schuljahres. Viele Fragen blieben dabei unbeantwortet – ergo wurde ein Termin vereinbart.
In aller Frühe hat an diesem Dienstagmorgen eine Gruppe von Jusos und Falken vor der Schule 400 Flyer verteilt und gefordert: „Kein Werben fürs Sterben“. Die Schule solle zu Demokratie und zum Frieden erziehen, meint Paul M. Erzkamp, Vorsitzender der SJD-Die Falken. Jusos und Falken bringen ihr gemeinsames Anliegen so auf den Punkt: „Bundeswehr raus aus der Schule.“
Frank Flügel ist Profi. Die Gruppe der Protestler vor der Schule ist längst wieder fort, als er schon die zweite informelle Doppelstunde gibt. Er berichtet über zwingend erforderliche Voraussetzungen auf Seiten der Bewerber – „Ihr habt keine Vorstrafen, keine hohen Schulden und besteht den Eignungstest“. Er erläutert Rahmenbedingungen. Zum Beispiel die Uniform. „Jungs, Mädels, wir sehen alle gleich aus. Wir tragen Schusswaffen.“ Er beantwortet den „Jungs und Mädels“ auch gleich die unausgesprochene Frage. „Es kann Situationen geben, wo ihr sie einsetzen müsst. Das ist kein Geheimnis. Ihr braucht nur die Zeitung zu lesen.“ Ja, Soldat sein, könne gefährlich sein.
Er selbst, erzählt Flügel, der beim Kreiswehrersatzamt in Recklinghausen tätig ist, war drei Mal bei Auslandseinsätzen. In Kuwait, in Bosnien, im Kosovo sei er gewesen. „Ich habe mich nie freiwillig für einen Auslandseinsatz gemeldet“, räumt er ein.
Überhaupt unterstreicht Flügel immer wieder die Freiwilligkeit, zur Bundeswehr zu gehen. In den ersten Monaten kein Einzelzimmer, keine saubere Wäsche und kein Essen, um das sich Mutter kümmert. Eine Aufnahmeprüfung, bei der unter anderem körperliche Fitness gefragt ist. Bodymaß-Index („nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht“) und Drogenscreening gehören ebenso dazu. Und dann, je nach angestrebter Laufbahn, eine Verpflichtungszeit von 8 bis 14 Jahren, für Offiziere mit Studienabschluss sogar bis zu 17 Jahren. „Das ist eine lange Zeit, da solltet ihr drüber nachdenken.“ Und dann kommt sie doch, die Frage nach dem Geld. „Wie viel kriegt man, wenn man im Ausland ist?“ „110 Euro täglich zum normalen Gehalt“, sagt Flügel.