Gelsenkirchen. Eiskalt lief den gespannten Zuhörern im Café Meißner der Schauer den Rücken runter. Schauspieler und Hörspielsprecher Martin Bross entführte die Besucher der „Klänge aus dem Geisterreich“, eine Lesung des Vereins Melange, in die unheimliche Welt der Horrorliteratur.

Mit Geschichten von Edgar Allan Poe, Ambrose Bierce und H. P. Lovecraft ließ der Grusel-Experte den Geist des 19. Jahrhunderts wieder aufleben.

Poe, Bierce und Lovecraft gelten als die Wegbereiter für die Massentauglichkeit des damals noch jungen Genres. Auch heute verlangen die Geschichten mit Schauderhaftem und Übernatürlichem dem Zuhörer einiges ab. Erst recht, wenn sie von einem Schock-Profi wie Martin Bross vorgelesen und -gespielt werden. Mit verschiedenen Krimis war der Wetteraner bereits bei den Melange-Reihen zu Gast, unter anderem mit einem eigenen Edgar Allan Poe-Abend. Die Premiere der „Klänge aus dem Geisterreich“ wollten sich die zahlreichen Besucher in der Altstadt ebenfalls nicht entgehen lassen. Garniert werden die düsteren Geschichten mit Schauer-Fotos auf einer Leinwand, stimmungsvolles Licht gehört ebenfalls dazu.

Mit seiner facettenreichen Stimme, schauspielerischen Elementen, verschiedenen Sprechtempos und -pausen bringt Bross die Fantasie des Zuhörers auf Hochtouren. Und kaum scheint eine der abenteuerlichen Geschichten in die Normalität abzudriften, holt der 39-Jährige sein Publikum mit einem Aufschrei oder anderen Überraschungseffekten zurück auf den Boden der grausigen Tatsachen.

Mal wird eine Mumie zum Leben erweckt, mal die Gattin mit der Axt erschlagen. So Manchem dürfte sich der Magen umgedreht haben, wenn bei Poes bekannter Kurzgeschichte „Der schwarze Kater“ dem Tier ein Auge, gelinde gesagt, „entfernt“ wird. Für diesen Horror in kleinen und großen Dosen, diesen Grusel-Kick, sind die Besucher schließlich gekommen.

Heiter wird es an diesem Abend trotzdem. Denn alle Autoren verleihen ihren Geschichten mit einer gehörigen Portion Schwarzem Humor auch eine gewisse Leichtigkeit. Für jede der fünf mitgebrachten Gruselgeschichten, die Bross neben einem Poe-Gedicht vorträgt, hat er eine Grabkerze auf seinem Lesepult platziert. Mit einem Gedicht von Lessing entlässt Martin Bross sein Publikum in die dunkle Nacht.