Gelsenkirchen. Ambulante Hilfen und der Familienunterstützender Dienst sind in den Räumen an der Braubauerschaft 5 angesiedelt ( 35 97 81 87). Das Ev. Johanneswerk bietet zudem ein Aktionsprogramm für Menschen mit und ohne geistige Behinderung. Das Spektrum reicht vom Kochclub über Discopartys bis zu Ruhrgebietsausflügen. Treffpunkt und Anlaufstelle ist vielfach die Beratungsstelle. Das 1951 gegründete Ev. Johanneswerk hat seinen Sitz in Bielefeld und beschäftigt rund 6000 Menschen in über 70 Einrichtungen.Gelsenkirchen.Das Ev. Johanneswerk bietet ein Aktionsprogramm für Menschen mit und ohne geistige Behinderung. Das Spektrum reicht vom Kochclub über Discopartys bis zu Ruhrgebietsausflügen. Treffpunkt und Anlaufstelle ist oft die Beratungsstelle, die jetzt umgezogen ist – mitten ins Leben.

Sparkasse und Blumenladen, Kiosk und Lottobude sind näher gerückt. Mitten ins Leben zog es das Evangelische Johanneswerk. An der Braubauerschaft 53 betreibt der Verein das Martin-Luther-Haus, seine Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen. Rund 60 Bewohner leben dort.

Knapp 50 Hausnummern weiter haben jetzt die Ambulanten Hilfen ihr Domizil. Die Beratungsstelle ist auch ein Zeichen für Öffnung, für Teilhabe, für ein geändertes Selbstverständnis.

Geistig Behinderte und ihre Angehörigen sollen heraus aus der sozialen Randlage. Nicht nur hier in Bismarck. „Wir wollen uns besser integrieren und sichtbar sein mit unseren Angeboten“, sagt Holger Leitsch, der Bereichsleiter für den Familienunterstützenden Dienst. Die Nähe zur Kirchengemeinde, zum Jugendheim am Trinenkamp oder zu lokalen Tanzgruppen gehört dazu – und immer die Frage: „Wie können unsere Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben? Wie kommen wir ins Gespräch? Die Antwort gibt Leitsch selbst: „Indem wir normale Kontakte pflegen.“

Einfach mal Grillen und dazu die Nachbarn einladen, zur Singleparty gehen, im Netz flirten, Urlaub machen und in Griechenland die Sonne genießen – auch Menschen mit schweren geistigen Behinderungen haben ganz naheliegende Wünsche und Ziele. „Wir wollen weg von den typischen Sonderprogrammen, an denen nur Menschen mit Behinderungen teilnehmen. Unsere Bewohner sollen die gleichen Möglichkeiten haben wie nichtbehinderte Menschen“, sagt Reinhard Schmidt, Einrichtungsleiter des Martin-Luther-Hauses. „Hierzu gehört auch, dass sie ihren Urlaub verbringen wie alle anderen.“ Oder eben feiern und Beziehungen pflegen, eigenständig wohnen und einkaufen oder über ihren Alltag entscheiden.

Schwerst-mehrfach Behinderten das zu ermöglichen, dabei aber auch Eltern oder Geschwister zu entlasten, ist Ziel der Beratungsstelle, die „Mitten im Leben“ als Motto für die ambulanten Hilfen gewählt hat. Der Beratungs- und Erklärungsbedarf ist groß. Besonders für Eltern von behinderten Kindern. „Sie wünschen sich ein hohes Maß an Sicherheit“, wissen die Berater. Das Betreute Wohnen ist angedockt. Leben außerhalb des Heims „ermöglichen wir auch Menschen mit höheren Hilfebedarfen“, sagt Leiter Stefan Krebs. „Da unterscheiden wir uns vielleicht etwas von anderen Einrichtungen.“

„Betreutes Wohnen
wird expandieren“

Elf Klienten begleitet das Johanneswerk in Gelsenkirchen. Die Zahlen zeigen: Der Verein, in Ostwestfalen ein „Riese“ unter den großen diakonischen Einrichtungsträgern, ist vor Ort einer der kleineren Anbieter. Im Zusammenspiel mit Diakoniewerk, Hof Holz oder auch dem Sozialwerk St. Georg hat er sein Tätigkeitsfeld vor allem in Bismarck besetzt. Aber auch für die Behindertenarbeit gilt in Zeiten knapper Kassen: „Die Konkurrenzsituation ist gewachsen. Das hat es so früher im sozialen Bereich nicht gegeben“, sagt Leitsch. Und wie das so ist: Nachfrage belebt auch hier das Geschäft. „Das Betreute Wohnen wird expandieren“, glaubt Krebs. „Bei vielen ist der Wunsch nach der eigenen Wohnung einfach da.“