Gelsenkirchen. Einen Übungs-Großeinsatz für die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Gelsenkirchen gab es am Wochenende. Angenommene Ernstfall: Der Damm der Emscher bricht, der Stadtteil Horst läuft voll . . .
„Wenn der Damm der Emscher bricht, läuft Horst voll“: DLRG-Übungsleiter Bernhard Windmöller macht mit einem drastischen Bild die Bedeutung der Katastrophenschutzübung am Hafen „Graf Bismarck“ deutlich.
Das Szenario kennt man eigentlich nur aus den Nachrichten oder aus Katastrophenfilmen: Mit Booten müssen Menschen von Gebäuden gerettet werden, bei denen das Wasser bis unter das Dach steht. Die DLRG Gelsenkirchen hat am Wochenende diesen Ernstfall mit fünf Bootstrupps geprobt.
Insgesamt 45 ehrenamtliche Einsatzkräfte aus Bochum, Bottrop und dem Kreis Recklinghausen hatten sich mit der Gruppe aus Gelsenkirchen am Samstag bereits um 7 Uhr an der Zeche Prosper in Bottrop getroffen.
Nicht immer läuft’s glatt
Danach wurde die erste Aufgabe der eintägigen Katastrophenschutzübung, die von den DLRG-Ortsgruppen aus Bottrop und Gelsenkirchen organisiert wurde, gemeistert: Im Duisburger Hafen musste eine komplette Hundestaffel mit Booten transportiert werden. „Das Befördern von Tieren ist für unsere Leute keine alltägliche Aufgabe, muss im Ernstfall aber auch gekonnt werden“, so Bernhard Windmöller, der am Samstag als Übungsleiter die Verantwortung trug. Unterstützung bekamen die DLRG-Gruppen vom Technischen Hilfswerk aus Recklinghausen mit Einsatzfahrzeugen und einem PS-starken Boot.
Im Bereich des Gelsenkirchener Hafens „Graf Bismarck“ errichtete das THW eine Schwimm-Insel auf dem Rhein-Herne-Kanal. Von Duisburg aus machte sich die komplette Mannschaft auf den Weg und konnte so auch die Erfahrung machen, dass nicht immer alles glatt läuft. An einer Schleuse hatten die Retter zwei Stunden Zeit verloren. „Im Ernstfall würden wir natürlich Vorrang haben“, so Windmöller. Auf dem Landweg machten sich die Einsatzfahrzeuge parallel auf zur nächsten Aufgabe. „Auch das Fahren in Kolonnen übt man ja nicht jeden Tag.“
In Gelsenkirchen angekommen, übten die Lebensretter das Bergen von „Dummies“ aus einem überschwemmten Haus (simuliert durch ein Gerüst auf der Schwimminsel) und aus dem Wasser. Alle DLRG-Retter haben mindestens eine Ausbildung als Sanitätshelfer, wissen also, was an einem Unfallort zu tun ist. Regen, Hagel und Wind erschwerten den wackligen Einsatz auf dem Wasser, bei dem vor allem Teamfähigkeit gefragt war, zusätzlich.
Die Übungen der fünf DLRG-Gruppen wurden von einem Schiedsrichter einer anderen Ortsgruppe bewertet. Geachtet wird auf Unfallverhütung, die Kommunikationswege und den sinnvollen Ablauf einer Bergung. Wichtig war den Verantwortlichen der Übungscharakter des Einsatzes. Fehler waren bewusst erlaubt. Auch die Zusammenarbeit der Gruppen aus den verschiedenen Städten und Bezirken war wichtig. Bernhard Windmöller: „Es ist gut, wenn die Leute sich untereinander kennen, das macht die Arbeit einfacher.“
Wegen der zeitlichen Verzögerung verzichteten die Verantwortlichen auf den zunächst geplanten Abtransport der „Verletzten“ zur DLRG Station im Stadthafen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit und über zehn Stunden endete der Einsatz. Am Sonntag stand dann noch das Aufräumen auf dem Programm - an einem „freien“ Wochenende kann man sich sicherlich besseres vorstellen. Für die DLRG, die sich weitestgehend aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert und deren Mitglieder ihre Ausbildung ehrenamtlich machen, sind solche Übungen dennoch eine Selbstverständlichkeit.
„Wir haben aber zunehmend das Problem, dass die Toleranz bei Arbeitgebern für ehrenamtliche Tätigkeit gleich Null ist“, beklagt Bernhard Windmöller. Die Notwendigkeit dieser Tätigkeit wachse aber stetig. Zuletzt habe dies der Großeinsatz der Lebensrettungs-Gesellschaft beim Hochwasser in Borken im vergangenen Jahr gezeigt.