Gelsenkirchen. Die Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen veranstaltet regelmäßig Informationsabende über Erste Hilfe bei Säglingen und Kleinkindern.

Das Krabbelkind stürzt vom Sofa, der Dreijährige fasst auf die heiße Herdplatte und der Legostein wird verschluckt. Die meisten Kinderunfälle ereignen sich zu Hause und in der Freizeit. Entscheidend für den weiteren Verlauf der Verletzung oder der Erkrankung sind dann die ersten Minuten nach dem Unglück.

Was im Notfall zu tun ist, weiß Dr. Torsten Damerow, Facharzt für Kinderheilkunde. Gemeinsam mit Kirsten Rohleder, Fachkinderkrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie, veranstaltet er regelmäßig Erste-Hilfe-Abende in der Kinder- und Jugendklinik an der Adenauerallee 30 in Buer und gibt Informationen zu Notfallmaßnahmen beim Säugling und Kleinkind mit praktischen Übungen der Wiederbelebung.

„Kinder unterscheiden sich im Körperbau und in der Körperfunktion deutlich von Erwachsenen. Deshalb muss auch bei der Ersten Hilfe auf einige Dinge geachtet werden“, sagt Dr. Torsten Damerow. „Außerdem sind Kinder durch ihre Neugier und Unerfahrenheit einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt.“ Von Verbrennungen über Vergiftungen bis hin zum Verschlucken von Gegenständen informiert er die Teilnehmer – darunter (werdende) Eltern und Erzieher – darüber, was alles passieren kann.

Natürlich sollte die Wohnung und der Garten so gesichert werden, dass Unfälle möglichst vermieden werden. Aber das gelingt nicht immer und dann kippt zum Beispiel Papas Tasse mit dem heißen Kaffee um und ergießt sich über den Körper des Kleinkindes. „Bei jeder Art von Verbrennung und Verbrühung ist Kühlung das A und O. Salben, Öl oder Puder sollten allerdings nicht ohne ärztliche Anweisung auf die verbrannte Haut gegeben werden“, rät Dr. Torsten Damerow. Bei einer größeren Ausdehnung der Verbrennung muss das Kind immer einem Arzt vorgestellt werden. Dabei entspricht die Handinnenfläche etwa einem Prozent der Körperoberfläche des Kindes.

Ein anderes Szenario: Das Kind trinkt vom Haushaltsreiniger oder nascht von den bunten Pillen, die doch genauso wie Smarties aussehen. „Wenn ein vorher unauffälliges Kind plötzlich unerklärliche Symptome und eine Bewusstseinsstörung zeigt, können das Zeichen einer Vergiftung sein“, so der Kinderarzt. Bei giftigen Flüssigkeiten sollte das Kind Wasser in kleinen Mengen trinken. Das habe einen Verdünnungseffekt. Trotzdem gilt: sofort zum Arzt. Und die giftige Substanz bzw. die Verpackung kommt gleich mit.

Manchmal wird aber auch das sonst so geliebte Spielzeug zur Gefahr, nämlich wenn es in Nase, Ohren oder Mund landet. Befindet sich der Fremdkörper im Kehlkopfbereich, kann er Atemnot bewirken. „Mit fünf Rückenschlägen zwischen die Schulterblätter kann ein künstliches Husten ausgelöst werden und der Gegenstand kommt wieder heraus“, erklärt Dr. Damerow.

Und was, wenn das Kind bewusstlos ist und nicht atmet? Dafür lernen die Teilnehmer an einer Säuglings- und einer Kleinkindpuppe Wiederbelebungsmaßnahmen. Hierbei gibt es einen wichtigen Unterschied zu der Ersten Hilfe bei Erwachsenen: Da die Herzschlagfrequenz bei Kindern viel höher ist (etwa hundert Schläge pro Minute), muss auch die Herzdruckmassage in einem schnelleren Tempo erfolgen.

„Es ist wichtig, die richtigen Wiederbelebungsmaßnahmen bei Kindern zu beherrschen – nicht nur für Eltern und Erzieherinnen“, sagt Dr. Torsten Damerow. Wer sich genauer über Kindernotfälle und Erst-Hilfe-Maßnahmen informieren möchte, kann sich bei einem der nächsten Kurse anmelden.