Überbelegung und Investitionsstau im Tierheim, zu wenig Platz zur Entfaltung: Der Verein stößt an Grenzen.
Sie kümmern sich um Tiere in Not, vermitteln Hunde und Katzen, päppeln kranke Vierbeiner auf, beherbergen dauerhaft Kamphunde, die keine neuen Halter finden: Doch selbst ist der Tierschutzverein, nun, nicht gerade in Not, aber unter Druck. Die Finanzen. „Wir leben von der Hand in den Mund”, sagt der erste Vorsitzende Detlef Fohlmeister. Zwischen 450 - und 500 000 € Etat wollen erst einmal aufgebracht sein. Pro Jahr. Kein leichtes Geschäft, auch wenn rund 280 000 € als Grundstock aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Herne fließen. Für die drei Städte betreibt der Verein das Tierheim an der Willy-Brandt-Allee 449.
Eine halbe Mio für den Haushalt – und dennoch reicht es eigentlich immer nur gerade für das Nötigste. Für den Unterhalt, für fällige Reparaturen, für die nötige medizinische Versorgung der Tiere, für Impfungen und Personalkosten. „Wir haben die letzten Jahre nicht investieren können.” Zuletzt gingen Heizungsrohre kaputt. Die Erneuerung kostete Tausende. „Da verschwindet dann Geld unter der Erde, ohne dass wir es für den Tierschutz einsetzen könnten.” Kein Wunder, dass sich der Vorsitzende Handwerker sucht, die sich ehrenamtlich engagieren.
Eigentlich, sagt Fohlmeister, müssten die Zwinger erneuert werden, bräuchten die Katzen viel mehr Platz. Für etwa 50 Samtpfoten ist der Platz im Heim ursprünglich einmal bemessen worden. Aktuell beherbergt es 130 Katzen und Kater. „Im Herbst erwarten wir die nächste Welle herrenloser Tiere”, sagt die zweite Vorsitzende Heike Bihsa.
Auch bei den Hunden hat es seit Beginn der Sommerferien wieder Zulauf gegeben. „Allein in den letzten drei Wochen haben wir 15 Hunde aufgenommen”, sagt Vereinssprecher Andreas Breitkopf. „Zum Teil waren sie in extrem schlechtem Zustand. Nicht gepflegt, nicht geimpft. Man merkt, dass die Leute kein Geld mehr haben.” Dann werden sie ausgesetzt. Oder zunehmend in die vermeintliche „Freiheit entlassen”. Dann hoppeln auf einmal Hauskaninchen durch Parkanlagen, landet die Schmuckschildkröte im öffentlichen Teich, werden die Fische durchs Klo in die Kanalisation gespült. Rund 300 Heimtiere werden derzeit versorgt. Darunter 80 bis 90 Hunde, die 130 Katzen. Der Rest sind Kleintiere. „Jährlich haben wir einen Durchlauf von 1200 bis 1400 Tieren”, sagt Breitkopf. Das bedeutet vor allem: Viel Vermittlungsarbeit.
Rund 1400 Mitglieder hat der Verein aktuell. Vor einigen Jahren waren es noch 1800. An Beiträgen landen maximal 35 000 Euro in der Kasse. Vor gut vier Jahren hat der Vorstand deshalb andere Einnahmequellen erschlossen und „überlegt, ein attraktives Programmangebot zu bieten. Das war damals nicht unumstritten”, so Fohlmeister. Doch der Erfolg spricht aus Sicht des Vorstands für sich: Hunde- und Welpenschule laufen gut, Seminare und Schulungen (zum Beispiel zu Erster Hilfe am Tier oder mit TV-bekannten Hunde-Ausbildern) bescheren Einnahmen. „Nur mit der Spendenbüchse rumzugehen, reicht eben nicht mehr”, so Fohlmeister.
Der Hundeplatz ist an sieben Tagen in der Woche belegt. Die Kehrseite der Medaille: „Wir sind am Rand der Kapazität angelangt”, sagt Breitkopf. Der Verein denkt an Erweiterung. 8000 m2 Grund wurden von der Stadt für den Tierheimbetrieb gepachtet, weitere 3500 m2 werden für den Hundeplatz genutzt. 6000 bis 8000 m2 mehr dürften es sein, schätzt Fohlmeister und hat ein angrenzendes Feld im Blick. Doch das wird landwirtschaftlich genutzt. Ende des Monats hat der Verein den Oberbürgermeister zum Ortstermin eingeladen. Dann soll auch das Platz-Problem nochmals angesprochen werden.