Eine dramatische Szene beschreibt die Anklage: Drei laut weinende Kinder müssen zusehen, wie ihre Eltern geschlagen und getreten werden. Verantwortlich dafür sollen sechs Männer aus Gelsenkirchen sein, die sich seit gestern vor der XVII. Strafkammer des Essener Landgerichtes wegen schweren Raubes und Körperverletzung verantworten müssen. Sie sollen am 19. April die Inhaber eines Lebensmittelladens in Essen überfallen und um 480 Euro beraubt haben.
Vier Brüder, ein Schwager, sowie ein Freund der Familie sitzen auf der Anklagebank. Sie sind zwischen 22 und 30 Jahre alt und libanesischer Herkunft. „Ich leide an Depressionen“, berichtet der 30-jährige Hauptangeklagte. Manchmal könne er drei, vier Nächte nicht schlafen, dann werde er aggressiv. Am 19. April soll es mal wieder so weit gewesen sei. Er war mir den Brüdern in einem Café, neben dem Lebensmittelladen. Ein Telefonat mit seiner Frau und Mutter der gemeinsamen vier Kinder, soll ihm den Rest-Reiz gegeben haben.
Er zerschmetterte sein Handy und will aus lauter Wut mit der Faust und mit dem Kopf einige Male gegen die Fensterscheibe des Ladens geschlagen haben. Das soll Auslöser für eine Schlägerei mit dem Ladeninhaber gewesen sein, der eine Eisenstange zu Hilfe genommen habe. Schreie habe er gehört, berichtet der Angeklagte, und dass sein 27-jähriger Bruder ihm geholfen habe. Zu weiteren Beteiligten will er nichts sagen: „Ich konnte nichts sehen, weil ich auf dem Boden lag“, begründet er. Als sich zu viele Zuschauer eingefunden hatten, ergriffen die Männer die Flucht. „Wenn eine Schlägerei war, dann haut man ab“, ist offenbar eine goldene Regel des 30-Jährigen.
Mit Drohungen und Geldangeboten sollen die Männer nach dem Vorfall versucht haben, den Ladenbesitzer zur Rücknahme seiner Anzeige zu bewegen. Fünf weitere Prozesstage sind terminiert.