Gelsenkirchen. Draußen im Hof steht der Band-Bulli. Der große Kellerraum des ehemaligen Pfarrhauses in Gladbeck dünstet durchaus erträglich muffig-modrig aus. Die Blind Pilots verladen in einem überschaubaren Chaos aus Equipment, Flaschen und Pizzakartons ihre Instrumente.
Wer hat denn hier nicht aufgeräumt?, will der WAZ-Fotograf wissen. „Wir haben aufgeräumt!“, kommt es gespielt empört zurück. In drei Stunden haben die Blind Pilots einen Gig – wie beinahe an jedem Wochenende.
In der Blind-Date-Jury-Wertung landete das Quartett aus Gladbeck, Buer und Bottrop ganz vorne. Aber das letzte Wort hatte das Publikum, und das war’s dann für die Pilots – Platz 3. Zwar waren sie von ihren Qualitäten überzeugt – Philipp Naglav (25), Schlagzeuger: „Mir war klar, dass wir unter die ersten drei kommen.“ – aber sie waren auch realistisch – Dominik Naglav (24), Sänger und Gitarrist: „Als wir gesehen haben, wie viele Oberstufenschüler da waren, haben wir uns schon gedacht, dass es für den ersten Platz nicht reicht.“
Und wenn die Blind Pilots das sagen, dann wollen sie damit kein Gift verspritzen: sie sind nun mal Mitte 20, also längst keine Schüler mehr, und nur Gitarrist Jonas Schulte-Coerne (24) kommt aus Buer. Da konnte ihre Anhängerschaft zahlenmäßig gar nicht mithalten. „Wir haben nicht viele Leute, aber die, die wir haben, haben wir uns hart erarbeitet“, sagt Dominik und erzählt von Band-Logo-Tätowierungen und Blind-Pilots-Klingeltönen im Freundeskreis.
„Aber das Blind Date war schon cool. Es war toll vor so vielen Leuten zu spielen, die einen nicht kennen“, bewertet Dominik den Auftritt. Direkt im Anschluss musste die Band, die es seit 2006 gibt, zu einem weiteren Auftritt in Bottrop fahren. Nach dem Blind Date haben viele Besucher die Band bei Facebook geaddet. „Und bei den Bismarcker Rocktagen ein paar Tage danach haben uns Leute angesprochen und gesagt: ,Schade, dass ihr nicht gewonnen habt.’.“
Bei ihren Auftritten – etwa 30 pro Jahr – sind die Blind Pilots nicht zimperlich. Sie spielen auch auf Gartenpartys und Hochzeiten – 3 Stunden und länger, wenn man sie lässt. Mittlerweile umfasst ihr Repertoire 60 Songs und wenn man sie fragt, was für Musik sie machen, sagen sie, dass sie das Wilde von den Foo Fighters und das Ruhige von den Kings Of Leon vereinen. Und das kann man getrost so stehen lassen. Philipp meint es mit der Musik besonders ernst. Er studiert in Enschede Pop-Schlagzeug.