Gelsenkirchen/Dortmund. Für Dortmund organisierten zwei Gelsenkirchener die Ruhr-Version des „Schlampen-Marsches“ mit: der hiesige Falken-Vorsitzende Paul M. Erzkamp (28) und Anne-Carina Lischewski (23). Etwa 350 Teilnehmer gingen für den modernen Feminismus auf die Straße.
„Frauen sollten es vermeiden, sich wie Schlampen zu kleiden, wenn sie nicht zu Opfern sexueller Gewalt werden wollen.“ – Dieser Satz eines kanadischen Polizisten löste Empörung und eine weltweite Bewegung aus: den Slutwalk. Bei dieser Veranstaltung gehen die zumeist weiblichen Teilnehmer zumeist leicht bekleidet – der kanadische Polizist würde vermutlich „aufreizend“ sagen – auf die Straße.
350 Menschen nahmen an Demo teil
Für Dortmund organisierten zwei Gelsenkirchener die Ruhr-Version des „Schlampen-Marsches“ mit: der hiesige Falken-Vorsitzende Paul M. Erzkamp (28) und Anne-Carina Lischewski (23). Etwa 350 Teilnehmer gingen am Wochenende in der Bierstadt „für sexuelle Mitbestimmung, gegen Sexismus, Vergewaltigung und Fremdbezeichnung“ auf die Straße. „Wir wären schon über 100 Leute froh gewesen“, sagt Erzkamp, der die ganze Angelegenheit schon seit den unrühmlichen Worten in Toronto „intensivst verfolgt“ hatte.
Auch Anne-Carina Lischewski hatte sich schon länger für Feminismus und Antisexismus engagiert, „aber nicht in so einem Maße“.
Drittel der Demonstranten reiste aus Gelsenkirchen an
Eine Initiative in Berlin hatte schließlich über soziale Online-Netzwerke zu Aktionen in Deutschland aufgerufen. Zehn Leute kümmerten sich mit nur fünf Wochen Vorlauf um die Veranstaltung für Dortmund und die Werbung dafür – die meisten davon kommen aus Gelsenkirchen. Und auch knapp ein Drittel der Demonstranten selbst reiste aus Gelsenkirchen an.
Warum wurde der Slutwalk dann nicht hier veranstaltet? „Gelsenkirchen hat nicht so eine gute Anbindung wie Dortmund“, benennt der Falken-Vorsitzende einen der Faktoren. Besonders in einer so rechtsextrem geprägten Stadt wie Dortmund habe man ein Zeichen setzen wollen. Zudem hat dort am gleichen Tag das vegane Straßenfest „Veggie Street Day“ stattgefunden; und da war mit Schnittmengen bei den Zielgruppen zu rechnen.
"Slutwalk ist eine ganz neue Dimension"
„In den letzten zehn Jahren habe ich Feminismus so noch nicht erlebt, weder auf der Straße noch in Debatten“, freut sich Erzkamp über die Resonanz der Aktion. Und auch seine Mitstreiterin ist begeistert: „Es gibt immer noch Vorurteile, etwa, dass Feministinnen Männerhasserinnen sind.
Der Slutwalk ist eine ganz neue Dimension.“ Paul M. Erzkamp glaubt, dass viele junge Frauen sich angesprochen fühlen, weil sie beispielsweise in Discos wegen ihrer Kleidung schon mal blöde angemacht worden seien. Anne-Carina Lischewski hingegen ist sicher, dass jede Frau davon betroffen ist.
Ruhrgebietler verfassten Manifest
Der Clou hinter der Veranstaltung sei der, dass dem Begriff „Schlampe“ durch die aufgehobene Abgrenzung die Wirkungskraft genommen werde, so Lischewski. „Wir können ein negatives Wort für einen Tag zurückerobern“, sagt Falken-Mann Erzkamp.
Als einzige Orga-Gruppe überhaupt (der Slutwalk fand zeitgleich in 15 deutschen Städten statt) verfassten die Ruhrgebietler übrigens ein Manifest. „Vielleicht wird’s zum Manifest der ganzen Bewegung“, hofft Anne-Carina Lischewski. Eine zentrale Forderung der Niederschrift lautet: „Slutwalk Ruhr, weil wir die Einschränkung unserer Persönlichkeitsrechte nicht mehr hinnehmen, um die Gefahr von Grenzüberschreitungen zu reduzieren!“